Während der erste Teil noch exklusiv für Xbox und Playstation erschien, dürfen nun auch PC-Spieler ihre Freude am Destiny-Universum haben. Destiny 2 ist als Egoshooter natürlich prädestiniert für den Computer, aber hat Bungies Fantasy-MMO-Shooter-Hybrid das Zeug, um langfristig eine Rolle zu spielen?
An dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung der Geschichte, die ja ohnehin in jedem PS4/ oder XBox One Let’s Play und in dazugehörigen Reviews zu finden ist:
Klar soweit?
Eure Heimat wird angegriffen, ihr verliert eure Kräfte und müsst sie euch zurückholen. Natürlich gelingt das im Singleplayer nur dem einen Spieler, der gerade die Maus bewegt. Alle anderen Hüter sind also auf die Hilfe des “Auserwählten” angewiesen, der fortan in Missionen zahlreiche Gegnerhorden niederballert, sich neue Ausrüstung zusammensammelt und dann wieder den Abzug durchdrückt. Grundsätzlich ist die Geschichte also nichts außergewöhnliches, dennoch wird sie gerade für einen Egoshooter sehr gut erzählt.

Hier denke ich an The Division, wo es zwar auch eine Art Story gab, aber diese nur an mir vorbeischwamm. In Destiny 2 sorgen vorgerenderte Zwischensequenzen und Szenen, in denen der erstellte Charakter zu sehen ist, für eine tiefere Verbundenheit mit dem Geschehen. Grafisch machen vor allem die “festen” Clips sehr viel her und begeistern in Filmqualität. Leichte Abstriche müssen in den Bereichen gemacht werden, bei denen der eigene Charakter seine Auftritte ohne Helm hat. Hier sieht alles etwas grober aus, was aber nur marginal stört.
Die Klassen in Destiny 2
Zu Beginn des Spiels dürft ihr aus drei Klassen wählen, die sich allesamt mit großen Unterschieden händeln lassen. Der Test fand als Titan statt. Diese Brecher sind genau so gebaut, wie es der Name vermuten lässt. Defensive Stärke, Schilde und Kamikaze-Angriffe stehen an der Tagesordnung. Hinzu kommen die Jäger, die sehr viel flinker unterwegs sind und mit leichteren Waffen haushalten, dafür aber eine höhere Angriffsfrequenz anbieten können. Die dritte und letzte Klasse sind die Warlocks. Diese dienen mit Magie und eignen sich optimal als Support-Helden im Raid. Heilende oder stärkende Rifts, die euch und euren Verbündeten in einem bestimmten Radius unter die Arme greifen sind kein Problem.
Zu den drei Hauptklassen kommen jeweils noch drei Subklassen hinzu, die mit unterschiedlichen Kits und ultimativen Angriffen Variation ins Spiel bringen.
TITAN
- Stürmer (Arkus) – Der Superangriff wird mit einem Schlag auf den Boden begonnen, der massiven Flächenschaden anrichtet. Danach könnt ihr wie gewohnt alles wegrammen, was euch vor die Linse springt.
- Sentinel (Leere) – Der Titan erzeugt einen mächtigen Leere-Schild, den er als Schutz, als Nahkampf-Waffe und als Fernwaffe einsetzen kann.
- Sonnenbezwinger (Solar) – Hier kann der Titan mit Hämmern um sich werfen und so aus der Distanz großen Schaden anrichten. Hat auch etwas magisches.
JÄGER
- Arkusakrobat (Arkus) – Ein klassischer Nahkämpfer, der mit einem Arkusstab um sich schlägt und so die Feinde in ansehnlichen Kombos aus dem Weg räumt.
- Revolverheld (Solar) – Erinnert an die eine oder andere Ultimate aus Splatoon. Der Jäger erhält eine mächtige Feuerwaffe, die aus der Distanz effektiv ist.
- Nachtpirscher (Leere) – Neben den Standardfähigkeiten, die den Gegnern Debuffs verpassen, kann der Jäger hier mit einem Pfeil mehrere Feinde verketten und so deren erlittenen Schaden erhöhen.
Warlock
- Sturmbeschwörer (Arkus) – Der Warlock kann Arkus-Blitze aus seinen Armen versprühen – sich dabei aber auch bewegen. So kann einer großer Flächenschaden auf sehr viele Gegner verteilt werden.
- Dämmerungsklinge (Solar) – Flammenschwert. Tut weh. Sieht super aus. Noch Fragen?
- Leereläufer (Leere) – Eine explosive Kugel – die sogenannte “Nova-Bombe” – kann wie eine Granate auf Feinde geschleudert werden, richtet aber exponentiell viel Schaden an.
>> Mehr zur Hintergrundgeschichte und den einzelnen Klassen <<
Destiny 2 läuft und läuft und läuft..
Das Gameplay selbst geht locker von der Hand und ist nach kurzer Eingewöhnung bezüglich der Spezialfähigkeiten sehr intuitiv. Zielen, schießen, ausweichen – also nichts besonderes. Dabei fühlt sich jede Waffe wirklich anders an und muss differenziert gespielt werden. Gewisse Schemata sind aber zu erkennen. Gerade zu Beginn finden sich viele Ausrüstungsgegenstände, die wie durch einen göttlichen Segen auch optisch zusammenpassen. Na sowas aber auch.

Da das Game quasi immer Online abläuft, sollte die eigene Internetleitung eine gewisse Stabilität aufweisen. Hohe Datenraten werden aber in den Einzelspielermissionen nicht übertragen. In den Mehrspielerlobbys tummeln sich viele Charaktere gleichzeitig, ohne dass es Laggs gibt. Viele MMORPGs müssen da andere Lieder singen. Klarer Pluspunkt an dieser Stelle. Außerdem kann man eine technisch stark limitierte Form des Fußballs mit Anderen spielen. Fehlt eigentlich nur noch ein Fußball-fixierter Event-Gamemodus.
Dauerfeuer ist die Lösung
Auch nach einigen Spielstunden können neue Gegnerformen noch überraschen und für panische Rückzüge sorgen. Warum hat der Boss jetzt Schergen, die ihn mit einem Schild ausstatten? Obwohl er schon eine Million HP hat? Naja.. Munition sammeln hilft. Etwas unlogisch bleiben die “Bosse”, die trotz gefühlten 10.000 Headshots immer noch zwei Drittel ihrer Lebenspunkte haben. Aber gut, irgendwo müssen sich das MMO-Genre und der Shooteraspekt schneiden.

Destiny 2 lief auf einem PC mit dem Intel i7 6700 und einer GTX 970 4GB extrem flüssig und mit stabilen 50-80 fps. Die Ladezeiten sind sehr moderat, nur der Einstieg nach einem Neustart kann sich bisweilen etwas hinziehen. Allerdings kann dies auch auf die hohe Anzahl der Serveranfragen nach dem PC-Release zurückzuführen sein.
Bungie und Activision dürften von der exklusiven Veröffentlichung über die Blizzard-Applikation durchaus profitieren. Die Zielgruppe von Overwatch und World of Warcraft kann ohne große Umstände mal auf etwas anderes schielen und dabei gleich die ganze Mannschaft mitziehen, ohne erst neue Mitspieler suchen zu müssen.

Fazit
Grundsätzlich sind Spiele, die von der Konsole auch auf den PC übertragen werden, immer mit einem gewissen Risiko für den Publisher verbunden. Destiny 2 funktioniert am heimischen Rechner aber wunderbar, sowohl technisch, als auch spielerisch. Um die Langzeitmotivation mache ich mir trotz kommender Raids und speziellem Loot etwas Sorgen, da der Level-Cap bei Stufe 20 außer Ausrüstungsverbesserungen keine größeren Ziele mehr anbietet.
Einschub: Der Soundtrack ist fantastisch und fügt sich nahtlos in das Spielgeschehen ein. Gerade die ersten Missionen mit melancholischen Klängen vermitteln eine bedrückende sowie faszinierende Stimmung, die mich davon abgehalten hat, nach dem Sammeln von Screenshots direkt wieder aufzuhören.
Schlussendlich ist Destiny 2 ein sehr hübsches Spiel, das mit bekannten Mechaniken und etwas frischer Farbe eine Weile Spaß machen kann. Gerade die drei Klassen (plus jeweils drei Subklassen) bieten genug Abwechslung für viele Stunden, allerdings könnte es ermüdend werden, für jeden Charakter die Story wieder und wieder zu spielen – auch wenn sich die Zwischensequenzen überspringen lassen.. Eine ausgeklügelte DLC-Politik und wirklich gute Raids dürften das Spiel vor einem Absturz der Marke The Division bewahren.