Seit 5. April 2018 ist der Film “Ready Player One” in den deutschen Kinos. Warum der Film so erfolgreich ist und wie er uns gefallen hat, erfahrt ihr hier. Achtung: Spoileralarm.
2010 wagte Ernest Cline mit seinem Roman Ready Player One eine düstere Prognose. Demnach sollen im Jahr 2045 sämtliche Ressourcen der Erde erschöpft sein. Dies führte zu einer wirtschaftlichen und humanitären Katastrophe. Die Menschen leben in Wohnwagen Distrikten, leiden Hunger und sehen keinerlei Zukunftsperspektiven mehr.
Das einzige Vergnügen, dass sich bietet, ist das Abtauchen in die virtuelle Realität. Dazu hat das Genie James Halliday die so genannte OASIS (Ontologically Anthropocentric Sensory Immersive Simulation) entwickelt. In ihr können die Nutzer in eine völlige Parallelwelt abtauchen. Darin existiert ein eigenes Währungssystem (das in die reale Welt übertragbar ist), Zugang zu unendlichem Wissen und unendlicher Unterhaltung.
Stirbt der eigene Avatar in der OASIS, so ist der Spieler gezwungen von vorne anzufangen. Je besser ein Spieler ist, desto wahrscheinlicher kommt er zu Geld. Wer jedoch Geld hat kann sich die beste Ausrüstung und somit einen Vorteil im Spiel leisten. Die Parallelwelt ist durch ihre scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten deutlich attraktiver als die von Problemen geplagte Realität.
Achtung! Ab hier beginnen die Spoiler
Film und Buch beginnen mit dem Tode Hallidays und einem versteckten Easteregg in der OASIS, was demjenigen, der es findet, den Besitz über das Vermögen Hallidays und die Kontrolle über die OASIS verspricht. Seither versuchen unzählige Spieler, die sich Ganter nennen, eine Kurzform von „Easter Egg Hunter“, sowie die IOI (Innovative Online Industries) das Easteregg zu finden. Die IOI möchte aber, entgegen der Lebensweise und des Wunsches Hallidays, maximalen Profit aus der OASIS schlagen. Im Laufe des Films erfährt man, dass IOI außerdem sehr fragwürdige Methoden hat um mit Schuldnern umzugehen.
So werden diese einfach entführt und ohne gerichtliches Verfahren im Unternehmen eingesetzt um rund um die Uhr (mit lediglich wenigen zehnminütigen Pausen) für IOI in der virtuellen Welt zu arbeiten. Teilweise sterben die Schuldner dabei. Dies ist auch dem Vater der jungen Samantha alias Art3mis passiert, die seither gegen IOI vorgeht und mit einer virtuellen Revolution dem Unternehmen Paroli bietet.
Um OASIS nicht in die Hände von jenen geldgierigen Konzernen fallen zu lassen, hat Halliday, der selbst aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammt, in seinem Testament verfügt, dass drei Schlüssel gefunden werden müssen, um das Erbe von OASIS anzutreten. Um gleiche Verhältnisse zu schaffen, ist jeder dazu berechtigt in drei Rätseln virtuell in der OASIS gegeneinander anzutreten.
So viel zum Vorgeplänkel, ab jetzt wird es nerdig
Was war eigentlich das erste Easteregg? Und was hat der Zauberwürfel mit Marty McFly und seinem DeLorean zu tun? Der Film wartet mit zahlreichen Referenzen zur Pop- und Nerdkultur auf. Ein Cameo folgt auf dem Anderen. Für Lösung des Rätsels bietet Hallidays Leben die entscheidenden Hints. In einem virtuellen Museum rund um Halliday begibt sich Parzival, der Avatar vom Protagonisten Wade, auf die Suche.
James Halliday war ein Fan der 1980er Pop-Kultur, da er diese teilweise auch selbst miterlebt hat. So können die Spieler von der ersten Konsole Hallidays (eine Atari-2600), über das erste Date bis hin zu seiner Beerdigung jeden Lebensabschnitt nachverfolgen. Und in diesen Milliarden von Abschnitten verbirgt sich des Rätsels Lösung. Nach fünf Jahren erfolgloser Suche gelingt es Parzival endlich das erste Rätsel zu lösen. Ab da beginnt eine unerbittliche Jagd auf das Easter-Egg und auch auf Wade, bei der IOI nicht einmal vor Betrug, Intrigen und sogar Mord zurückschreckt.
Wie geil ist das denn! – Die Kritik
Ich war von dem Film sehr begeistert. Zum einen konnte ich eine perfekte Mischung aus romantischen Szenen, Action-Szenen, teilweise gruseligen Szenen und “What the Fuck”-Momenten feststellen. Zwar war ich am Anfang skeptisch was die Länge des Films betrifft, denn bei 140 Minuten neige ich schon des Öfteren mal zur Ungeduld. Diese konnte ich bei Ready Player One aber nicht feststellen.
Mich hat der Film anfangs direkt in seinen Bann gezogen. Vielleicht hing das damit zusammen, dass ich das Jahr 2045 vermutlich noch miterleben werde und auch das Abtauchen in die virtuelle Realität längst keine Fiktion mehr ist. Die Möglichkeit einer OASIS hat mich fasziniert, vor allem, da ich glaube, dass sie in Zukunft durchaus technisch umsetzbar wäre. Auch die Prognose über Welthunger, wirtschaftliche Krisen und das Ende der fossilen Ressourcen scheint leider keine völlig unrealistische Zukunft zu sein.
Auch die grafische Umsetzung gefiel mir sehr gut. Es gab keine übertriebenen 3D-Szenen, sondern wohl gesetzte, eindrucksvolle Passagen, in denen man sich selbst, wie ein Spieler in der OASIS gefühlt hat. Die, auch mir nicht unbekannte, Musik der Pop-Kultur von beispielsweise Prince, den Bee Gees oder Tears for Fears entfachte in mir ein Gefühl aus Kindertagen.
Da ist für jeden was dabei
Doch nun zum eigentlichen Nerd-Thema. Wer wollte nicht schon immer einmal den Millennium-Falken mit einem Spartan auf dem Planeten Doom über Lara Croft und Tracer flitzen sehen? Genau dieses Programm bietet sich in Ready Player One. Ich kam gar nicht mehr aus den “Oh, schau mal da”, oder “Ohjaaa, das hatte ich auch”-Momenten raus, sehr zum Leidwesen meiner Sitznachbarn im Kino.
Vor allem hat mir aber gefallen, dass der typische Kampf zwischen “Gut” und “Böse” so kreativ umgesetzt wurde. Schnell wird klar, IOI ist ein Unternehmen, mit dem man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Doch auch dort gibt es Menschen auf den mittleren und unteren Ebenen, die sich lediglich der Pop-Kultur und Halliday verschrieben haben und sich am Ende sogar freuen, das Parzival das Erbe von Halliday antritt.
Gute Darsteller, schöne Inhalte und abwechslungsreiche Szenen
Anfangs hatte ich mich zwar gefreut, dass Parzival keinen “Clan” hat und auch eher weniger der Multiplayer-Fan ist, da ich selbst das auch weniger mag. Am Ende erfährt der Zuschauer, dass Halliday sogar darauf gesetzt hat, dass die “Jäger” im Team arbeiten. Er selbst hat nämlich den Mitgründer und besten Freund wegen einer kleinen Unstimmigkeit verloren. Diese Bürde hängt an Halliday bis zu seinem Lebensende und lebt in der OASIS weiter.
Auch der Cast des Films war, meiner Ansicht nach, Klasse besetzt. Samantha (Olivia Cooke) alias Art3mis, kannte ich bereits aus der Serie “The Bates Motel”. Darin wird die Vorgeschichte des Psychopathen Norman Bates erklärt, der ebenfalls eine Ikone aus der Pop-Kultur darstellt. Nolan Serento (Ben Mendelson), der “Bösewicht” ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Er war bereits in den 80ern als Schauspieler tätig und hatte unter anderem Auftritte in Rouge One – A Star Wars Story und The Dark Knight Rises.
Nicht zuletzt möchte ich einen persönlichen Favoriten von mir nennen: Simon Pegg. Er ist für mich der Inbegriff meiner Generation. Aufgewachsen zwischen der Pop-Kultur und der 90er habe ich mich immer in seinen Filmen wiedererkannt. Durch Filme wie Shaun of the Dead, in dem sie unter anderem mit Schallplatten auf Zombies werfen, oder Paul – Ein Alien auf der Flucht, bei dem sie eine Tour durch Amerika planen um eine Comic-Con zu besuchen und dabei einem waschechten Alien begegnen, ist er für mich ein Teil dieser Pop-Kultur.
Fazit
Der Film hat mir das Gefühl vermittelt, dass Nerds keine Randgruppe sind. Die Pop-Kultur prägt eine, wenn nicht sogar zwei oder drei Generationen, und vermutlich hat jeder Mensch in irgendeiner Weise mit der Pop-Kultur zu schaffen. Den Film kann ich für jeden Fan (egal von welchem Film, Spiel oder Comic) nur empfehlen. Er macht eine Menge Spaß und hat auch Tiefgang.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein, Frodo! (Original-Zitat von Batman)
PS: Das erste Easter-Egg verbaute Warren Robinett 1979 in seinem Spiel “Adventure” für die Atari-2600. Dabei kann der Spieler im Labyrinth des schwarzen Palastes an einer Stelle, welche nur über eine Brücke zu erreichen ist, einen sehr kleinen und daher kaum sichtbaren Pixel finden und aufnehmen. Bewegt er diesen Pixel nun an das östliche Ende des Korridors befindet sich ein weiterer Gegenstand am Zielort. Dadurch bewegt sich die Wand und gibt einen weiteren Raum frei, in dem der Text “Created by Warren Robinett” zu sehen ist.