Passend vor Halloween kam The Evil Within 2 von Tango Gameworks und Bethesda Softworks auf den Markt. Bringt uns der Survival Horror zum Zittern oder schlafen wir beim Spielen ein? Lest es in unserem Test zu The Evil Within 2!
Anmerkung des Autors: Dieser Test bezieht sich ausschließlich auf The Evil Within 2. Weder Story noch Spielmechaniken des ersten Teils werden berücksichtigt.
Beginnen wir mit der Geschichte. Das Motiv ist mal wieder typisch Videospiel: Mann hat Tochter. Tochter weg. Mann sucht Tochter, aber böses Unternehmen hat Tochter! Dies klingt jetzt sehr abgedroschen, aber das ist im Grunde die Story. Der Protagonist Sebastian Castellanos dachte seine Tochter Lily sei bei einem Brand verstorben, nur um dann herauszufinden, dass das Unternehmen Mobius ihren Tod nur vorgetäuscht hatte. Sebastian erfährt, dass Lily als „Kern“ einer Idyllenstadt-Simulation (STEM) dient. Leider hat Mobius den Kontakt zu Lily verloren und benötigt nun Sebastian, Lily in der Simulation wiederzufinden, da in der Vorzeigestadt namens Union die Hölle auf Erden ausbricht. Sebastian willigt also ein und wird Teil der Simulation, in der sich inzwischen allerlei Monster und Verrückte tummeln… (Klingt nach Resident Evil? Ist uns auch aufgefallen!)
Leider wurde uns schon zu Beginn klar, dass die Geschichte wieder die gleiche Prämisse hat, wie so viele Andere in der Welt der Videospiele. Schade, dass es Bethesda hier verpasst, etwas Neues zu schaffen und wieder nur Altes anders verpackt. Als Hinweis sei noch vermerkt, dass es sinnvoll ist die Geschichte des ersten Teils zu kennen.
Wie sehe ich aus?
Wo es an Innovation bei der Story mangelt, könnte vielleicht die Grafik punkten? Fehlanzeige. The Evil Within 2 sieht aus wie ein Triple A Titel der PS3. Die Texturen der offenen Welt sind matschig, pixelige Schatten und gerade Detailaufnahmen sehen sehr schwammig aus. Unsere Version haben wir auf einer PS4 Pro gespielt. Das Spiel bietet zwar eine Art 4K-Skalierung an, jedoch ändert dies nicht viel am Endergebnis. Ein weiteres Problem sind die Lichteffekte: viele Objekte im Spiel sehen aus, als würden sie glänzen. Dies würde nichts weiter als einen schönen Schimmereffekt geben, würden benutzbare Items nicht hell aufleuchten. Wir rannten öfter in Union umher, um ein Objekt aufzuheben, nur um festzustellen, dass es sich um einen Lichteffekt auf einem Gartenstuhl oder etwas Ähnlichem handelte. Trotz der mittelmäßigen Grafik sind die Ladezeiten auf der PS4 wie gewohnt lange. Ja, auch auf der PS4 Pro, die übrigens während des Spielens ziemlich kreischt.
Wie fühle ich mich an?
The Evil Within 2 fühlt sich grundsätzlich in Ordnung an. Das Spiel läuft flüssig bei ungefähr 60 FPS, somit sind auch die Bewegungen und andere Abläufe fließend. Ab und an stellt das schnelle Wenden ein Problem dar, gerade dann, wenn dem Spieler vier Monster entgegenrennen und man schnell handeln möchte. Auch macht die Spielfigur den typischen Schritt mehr nach einem Sprint, der etwas mehr übertrieben wirkt als realistisch. Die Nutzung aller Waffen fühlt sich sehr gut an. Die Zielführung funktioniert. Möchte ich dem Zombie einen Kopfschuss verpassen, so klappt das auch. Solange ich nur gut genug ziele, werde ich auch den Kopf treffen. Dabei ist es egal, ob ich das Scharfschützengewehr oder meine Pistole nutze.
Spieglein, Spieglein an der Wand…
In diesem Survival Horror werden uns einige Mechaniken zur Verfügung gestellt. Waffen lassen sich an Werkbänken mit Hilfe von Waffenteilen verbessern und auch deren Munition wird dort hergestellt. Die Zutaten finden wir in der „Open World“ von Union und als Belohnung bei Quests. Die Herstellung von Gegenständen wie Munition ist sehr simpel, da wir – bis auf die Armbrust – nur eine Zutat benötigen: Schießpulver. Allein die Anzahl des Pulvers unterscheidet, ob wir Pistolenmunition oder Schrotflintenmunition herstellen.
Neben einem Craftingsystem für Heilung und Waffen, gibt es auch „Sebastians Raum“, den wir über zerbrochene Spiegel erreichen. Dort können wir unseren Protagonisten skillen. Ob wir nun unsere Kampffertigkeiten verbessern oder lieber den „Listbaum“ erweitern, um Gegner lautlos abzustechen: das Skillen lohnt sich. Erfahrung erhalten wir in Form von grünem Gel, wenn wir Monster erledigen. Für erweiterte Skills benötigen wir rotes Gel, dass wir an besonderen Orten finden (am Ende einer Nebenquest beispielsweise). Neben dem Skillbaum können wir uns in „Sebastians Raum“ am Schießstand austoben und Belohnungen einfahren. Auch erfahren wir hier mehr über Sebastians Hintergrundgeschichte in Fom von Dias, die wir allerdings vorher finden müssen. Mit seinen Spielmechaniken kann The Evil Within 2 sehr punkten. Sie sind durchdacht und geben ein gutes Spielgefühl.
Also, wie mache ich mich?
Was bleibt also von The Evil Within 2 ? Der Survival Horror fühlt sich eher wie ein Rollenspiel mit Horror-Elementen an. Auch wenn der Komponist Masatoshi Yanagi alles gibt um eine gruselige Atmosphäre zu schaffen, so kommt das Gefühl des Horrors wenig auf. Etwa sind viele Jumpscares vorhersehbar. Von der Geschichte her hat The Evil Within 2 – wie schon erwähnt – leider nichts Neues anzubieten und reitet auf den alten Themen rum. Da können die Cutscenes noch so szenarisch gut dargestellt sein. Leider hat das Spiel noch einige Bugs, wie das merkwürdige Verhalten der KI an einigen Stellen der Welt belegt. Was The Evil Within 2 wirklich rettet, ist seine Spielwelt und Spielmechaniken. Die Welt vom zerstörten Union verbirgt einige Geheimnisse. Einfach mal auf blöd in Gebäude rennen lohnt sich. So findet man Waffenteile und killt noch ein paar Gegner für die Erfahrung. Neben der doch sehr linearen Hauptquest, geben Einem Nebencharakere Nebenmissionen, die durchdacht wirken und Spaß machen. Auch die Belohnungen am Ende dieser Quests sind es wert diese gespielt zu haben. Wer also Lust auf einen ziemlich blutigen Action-Shooter mit Horror-Elementen und Rollenspiel-Elementen hat, der kann getrost zugreifen. Auch Fans des ersten Teils kommen hier wohl auf ihre Kosten. Für alle Anderen: wartet bis die meisten Bugs behoben sind und holt euch das Spiel im Sale. Lily wartet sicher auf euch.
