Mit ihrem neuesten Kleinod stellt King Art Games wieder einmal unter Beweis, dass ihnen die Qualität ihrer Spiele ganz besonders am Herzen liegt.
Das Neuste aus der Spieleschmiede King Art Games
Wie auch bereits ihr Book Of Unwritten Tales 2, wurde Die Zwerge über Kickstarter finanziert und steht seinem älteren Bruder in nichts nach.
Die Hauptstory des taktischen Fantasy-RPG’s basiert auf dem ersten Band der bekannten Zwerge-Buchreihe von Markus Heitz,
der bei der Verwirklichung des Projektes selbst mitgewirkt
und sogar einen komplett neuen Charakter für das Spiel erschaffen und zum Leben erweckt hat.
Um das Staraufgebot noch etwas aufzupeppen hat sich King Art Games kurzerhand noch die deutsche Metalband Blind Guardian mit ins Boot geholt. Diese versorgten Die Zwerge mit etwas passender Musik und bekamen sogar einen kleinen Auftritt im Spiel selbst. Mit der Veröffentlichung am 1.12.2016 öffnete die mitreißende Fantasy-Welt ihren sterblichen Fans die Tore und heute, knapp einen Monat später, werfen wir retrospektiv einen genaueren Blick auf Vraccas Kinder.
Das Crowd-Combat-Kampfsystem
Das erste womit der Spieler in Die Zwerge nach einem kurzen, knackigen Intro Bekanntschaft macht, ist das Crowd-Combat-Kampfsystem. Erfrischend und ungewohnt kämpft sich der Protagonist mit einer kleinen Schar Verbündeter
durch die schier endlosen Reihen der feindlichen Übermacht.
Das Getümmel kann durch geschickt eingesetzte Fähigkeiten der Charaktere recht gut kontrolliert werden,
wenn man erst einmal den Dreh mit dem Charaktermanagement raus hat.
Denn das ist der eigentliche Schlüssel zum Erfolg und in Angesicht der Überpopulation der Gegner überlebenswichtig.
Und weil hunderte gut organisierte, auf jeden Schritt bedachte Feinde trotzdem eine Plage sein können,
stehen dem Spieler die Gesetze der Physik selbst zur Seite.
Alle Kampfaktionen werden so berechnet, dass sie recht realistische Folgen nach sich ziehen.
Es ist also möglich Gegner sinnvoll anzugreifen und gegen eventuelle andere Gegner zu schleudern, die so auch zu Boden gehen. Ein bisschen also wie auf der Bowlingbahn, nur mit Orks statt Kegeln. Oder Kugeln.
So zumindest die Theorie, denn im Eifer des Gefechts ist es nicht immer einfach solche Gelegenheiten zu erkennen und dann auch sinnvoll zu nutzen. Der gewollte Effekt hinter diesem Kampfsystem ist übrigens der, eine typische Schlacht à la Helms Klamm aus Herr der Ringe zu simulieren. Was den Machern auch gut gelungen ist.
Doch bei aller Ähnlichkeit umgab die Schlacht bei Helms Klamm immer etwas Erhabenes,
die Gewissheit des sicheren Todes und die Überzeugung, dass das was man tat verdammt nochmal richtig war.
Die einzige Überzeugung, welcher sich der Spieler gewiss ist, der sich medias in res Auge in Auge mit hunderten von Orks wiederfindet
-ohne überhaupt zu wissen wie die Steuerung funktioniert-
ist lediglich die, dass er ganz eindeutig am Ars ist.
Man fühlt sich viel weniger erhaben und heroisch, als viel eher so, wie sich wohl ein schmelzendes Fruchteis im Hochsommer fühlen muss,
das von einem Kleinkind nahe eines Wespennestes fallen und zurück gelassen wurde.
Doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kommt man mit den Schrecken der Schlacht gut zurecht
und kann das Meucheln endlich so richtig genießen.
Definitiv mal was anderes und eine nette Abwechslung zu all den unrealistisch koordinierten Kämpfen in Videospielen.
Denn wer tatsächlich einmal in einen Orkpogo gerät,
gibt sich sicherlich auch nicht elegant und überlegen, sondern wird vermutlich einfach nur platt gemacht.
In diesem Sinne: Chapeau hierfür.
Die Zwerge
Die Geschichte auf deren Pfaden man als Spieler wandelt, orientiert sich am ersten Teil der Die Zwerge-Saga
aus der Feder des deutschen Autoren Markus Heitz.
Der Protagonist Tungdil Bolofar ist ein Waisenkind, der Adoptivsohn des Magus Lot-Ionan und – wie zu erwarten – ein Zwerg.
Tungdil wird von seinem Adoptivvater losgeschickt, um für diesen eine Aufgabe zu erfüllen.
Auf seinem Weg begegnet er schließlich den Zwergen-Zwillingsbrüdern Boïndil und Boëndal,
die ihn im wahrsten Sinne des Wortes aus einer misslichen Begegnung mit einer Orkhorde heraushauen.
Wie sich herausstellt waren die beiden ihrerseits auf einer Mission mit dem Ziel Tungdil zu finden.
Und damit beginnt die Reise, die sowohl unseren Protagonisten, als auch den Spieler mit vielen Abenteuern
und Herausforderungen konfrontiert und durch eine einzigartige und liebevoll gestaltete Fantasy-Welt führt.
Was in einem scheinbar einfachen Botengang seinen Ursprung hatte,
findet sein Ende in einer gewaltigen Schlacht um das Überleben einer ganzen Welt,
in der es gilt dem Toten Land die Stirn zu bieten und einer uralten Prophezeiung gerecht zu werden.
Ein wenig hiervon, ein wenig davon
Die Zwerge finden aber nicht nur als RPG Einzug in die Spielerherzen.
King Art Games bietet einiges an Abwechslung mit kurzen Point and Click- Einschüben.
Diese geben dem Spieler nicht nur die Möglichkeit sämtlichen Loot mitgehen zu lassen,
sondern auch die, sich einfach einmal Zeit zu nehmen.
Um die idyllische Welt genauer unter die Lupe zu nehmen, oder auch schlichtweg zum Verschnaufen.
Die verschiedenen Kampf-Fähigkeiten der Charaktere erinnern mit ihren Effekten und Abklingzeiten an MOBA-Elemente
und das Suchen, Finden und Lösen verschiedener kleiner Rätsel sorgt für die obligatorische Prise Adventure im Rollenspiel.
King Art Games schafft es aber all diese Bausteine gekonnt in Einklang zu bringen und zu einem großen Ganzen zu verschmelzen,
das insgesamt sehr viel Freude bereitet.
Selbstverständlich hat auch dieses Spiel seine Makel, wie zum Beispiel die etwas ruppigen und eigensinnigen Kamerafahrten,
die es einem ab und an durchaus erschweren können einen Kampf sinnvoll anzugehen.
Eben gerade weil die eigenen Helden schnell mal hinter einem Haufen Gegner oder der Kulisse verschwinden und nicht auswählbar und somit auch nicht kontrollierbar sind.
Wer bei seinen Lieblingsspielen voll und ganz auf Action setzt, könnte sich an dem doch eher ruhigen Spielablauf stören.
Dieser kommt vor allem dadurch Zustande, dass sich die Helden über eine Landkarte von Ort zu Ort bewegen
und oftmals nur vom Erzähler über wichtige Ereignisse in Kenntnis gesetzt werden, ohne diese direkt mitzuerleben.
Das sind aber ertragbare und verständliche Schwierigkeiten, mit denen man bei vielen Gegnern und einem Spiel, das nicht auf open world setzt, durchaus rechnen kann.
Fazit
Die Zwerge bieten dem Spieler mit gutem Humor, einer spannenden Geschichte, einer detailverliebten Welt,
schweißtreibenden Schlachten und einer großartigen Vertonung so ziemlich alles, was sich Liebhaber des Fantasy-Genres wünschen können.
Ein absolut empfehlenswertes Spiel, für alle diejenigen, die es auch mal ruhiger angehen können und eine gut inszenierte Geschichte zu schätzen wissen. Die wenigen Mankos der Zwerge sind allesamt akzeptabel und tun dem Spielfluss keinerlei Abbruch.
King Art Games hat uns bewiesen, dass sie immer noch wissen wo der Hammer hängt.