3D-Drucker sind mittlerweile keine Spielerei mehr, sondern ernst zu nehmende Technik mit hohem Potential. Brauchbare Geräte gibt es schon für den Privatkunden ab wenigen hundert Euro. Was von diesen Geräten zu halten ist, was die 3D-Drucker heute schon können und wohin es mit der neuen Technik noch gehen kann, erzählt Christoph Hubrich von der Nürnberger Firma “CHH IT Solutions” nach seiner Live-Demonstration auf der Web Week.
Welche herkömmlichen Produktionen hat der 3D-Drucker bereits revolutioniert und welche könnten in Zukunft noch folgen?
Hubrich: Der 3D-Drucker wird die klassische CNC-Fräse (Anm.d.Red. Computergesteuerte Fräse) nicht ersetzen, sondern eher erweitern. Bei Bauteilen mit schwierigen Geometrien lohnt sich der 3D-Drucker, weil der Aufwand und damit die Produktionskosten mit den herkömmlichen Verfahren viel höher wären.
Was sind die Nachteile im Vergleich zur CNC-Fräse?
Hubrich: Die CNC-Fräse ist schon lange im Arbeitsalltag erprobt, arbeitet teilweise schneller als ein 3D-Drucker und kann Metalle einfacher verarbeiten. Es gibt mittlerweile schon Metalldrucker, die können allerdings noch nicht mit der Fräse mithalten.
Welche Anwendungsmöglichkeiten könnten Sie sich im privaten Gebrauch vorstellen?
Hubrich: Im privaten sowie im gewerblichen Bereich ist der 3D-Drucker vor allem für Ersatzteile interessant. Es kommen oft Privatkunden mit kaputten Teilen zu mir in die Firma, die wir dann nachkonstruieren oder dreidimensional einscannen und anschließend ausdrucken. Das sind oft Bauteile, die es so nicht mehr zu kaufen gibt. Wir haben beispielsweise einmal für einen Kunden ein Heizungsteil neu gedruckt. Ohne das Ersatzteil hätte er sich eine komplett neue Heizung kaufen müssen.
Wie viel kostet ein brauchbarer 3D-Drucker?
Hubrich: Es ist schwierig einen genauen Betrag zu nennen, aber für den Heimgebrauch findet man bereits ab 2000 Euro gute Geräte.
Was halten Sie von billigen Druckern für ein paar hundert Euro?
Hubrich: Ich finde, diese Einsteigergeräte taugen nicht viel, da bei ihnen einige Ausstattungsmerkmale, die ein guter Drucker haben sollte, schlicht fehlen. Dazu gehört ein geschlossener Bauraum, ohne den sich das Werkstück verziehen kann. Auch ein beheiztes Druckbett ist wichtig, damit das fertige Teil nicht haften bleibt. Im Heimgebrauch ist das schon in Ordnung, aber langfristig wird man damit nicht glücklich. Meiner Meinung nach sollte man sich vor der Anschaffung Gedanken über die benötigte Ausstattung und Einsatzfelder machen und lieber gleich in einen hochwertigen Drucker investieren.
Wird für den Drucker eine teure Konstruktionssoftware benötigt?
Hubrich: Nein, es gibt auch kostenlose Programme wie FreeCAD. Einfache Bauteile kann damit jeder mit grundlegenden Konstruktionskenntnissen erstellen. Bei komplizierteren Projekten ist eine kostenpflichtige Software ratsam.
Welche Materialien kommen beim 3D-Druck zum Einsatz?
Hubrich: Es gibt verschiedene Druckverfahren, bei denen unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen. Aktuell sind das aber meistens verschiedene Kunststoffarten. In der Automobil- oder Luftfahrtindustrie werden Teile schon mit Metalldruckern hergestellt. Das sind aber nur Einzelteile, also noch keine Serien- oder Massenproduktionen. Die nächsten Jahre wird sich da noch einiges tun.
Was muss man beim Gebrauch eines Druckers beachten?
Hubrich: Bei Herstellungsverfahren mit herkömmlichen Kunststoffen wie ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer) entstehen Dämpfe, die krebserregend sein können. Es sollte daher eine Absaugung vorhanden sein. Beim Drucken mit Bio-Kunststoff aus Maisstärke, habe ich keine gesundheitlichen Bedenken.
Wo sehen Sie die 3D-Drucktechnik in 10 Jahren?
Hubrich: Ich denke, wenn sich die Druckzeiten noch verkürzen, können die Geräte in der Serienproduktion eingesetzt werden. Kleinserien gibt es heute schon, aber in zehn Jahren wird sich da noch einiges tun.
Haben Sie selbst einen 3D-Drucker zuhause?
Hubrich: Nein, ich habe auf der Arbeit schon genug damit zu tun. Aber gerade für Modellbauer oder Hobbybastler ist das sehr interessant.
Autor: Tobias Rühl