Dr. Carsten Mahrenholz hat vor zwei Jahren mit seinem Startup coldplasmatech Wundauflagen mit kaltem Plasma entwickelt, um chronische Wunden zu behandeln. Auf der Nürnberg Web Week haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.
Was für Effekte treten bei der Behandlung mit Plasma auf?
Eigentlich ist es eine Begasung der Wunden. Das ionisierte Gas löst Stress bei den Zellen aus und der führt dazu, dass Botenstoffe – sogenannte Zytokine – ausgeschüttet werden. Diese lösen dann im umliegenden Gewebe die Wundheilung aus.
Gibt es dabei Nebenwirkungen?
Die erste Frage, die immer kommt, ist: „Macht das Krebs?“, weil eben die Zellteilung erhöht wird. Seit knapp zehn Jahren werden Patienten mit kaltem Plasma behandelt und bis jetzt ist nichts bekannt. Ganz sicher kann ich das nach 25 Jahren bzw. nach zwei Generationen sagen. Im Moment hat man bei Vergleichstests zwischen plasmabehandelten Patienten und nicht-plasmabehandelten Patienten kein höheres Krebsrisiko feststellen können.
Der Arzt in seiner Praxis hat nur 230V aus der Steckdose zu Verfügung. An den Plasma-Wundauflagen liegt aber Hochspannung an. Benötigt der Cube dafür einen Transformator?
Genau. Im Endeffekt ist der Cube eine Spannungsversorgung, die aus einer ganz normalen Steckdose gespeist und anschließend auf 4 Kilo-Volt hochtransformiert wird. Von außen ist der Cube sehr simpel, da es nur einen Knopf gibt. Im Inneren ist er dagegen sehr komplex, und durchläuft ein ständiges Sicherheits-Monitoring. Der Cube erkennt, ob die Patches, also die Auflagen, fehlerhaft sind. Das ist ganz wichtig. Wenn man mit Hochspannung am Patienten arbeitet, ist es wichtig sicherzustellen, dass diesem nichts passieren kann. Dafür ist der Cube zuständig.
Ihr Team ist ein „bunter Haufen“ aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Marketing-Experten. Ist es bei Startups wichtig, dass man ein „Multitalent“ ist, also das auch der Wissenschaftler Ahnung von Marketing hat?
Viele Startups haben das Problem, dass sie nur aus einer Sparte kommen. Alle sind zum Beispiel Wissenschaftler oder Betriebswirtschaftler. Es ist aber ganz wichtig, dass man eine gewisse Vielfalt im Team hat und offen für Neues ist. Auch ein Wissenschaftler kann ein guter Startup-Gründer sein, aber er muss zumindest zulassen, dass es noch eine andere Welt gibt, als sein Labor. Wenn man dafür offen ist, dann kann das Gründen eines Startups gelingen. Und je unterschiedlicher ein Team ist, desto besser kann es auf alle möglichen Herausforderungen reagieren.
Wie wichtig ist die Kommunikation bei so einem „bunten Haufen“?
Interne und externe Kommunikation ist der Schlüssel. Je besser die externe Kommunikation ist, desto eher überzeugst du Investoren. Wenn ein Mensch sehr introvertiert ist, wird er Probleme haben, ein Startup zu gründen. Intern ist es unglaublich wichtig, diese Kluft, die sich zwischen den verschiedenen Sparten auftut, zu überwinden. Teilweise sind das richtige „Grabenkämpfe“, aber das ist völlig normal. Das sind Teamprozesse, die da ablaufen. Wichtig ist, dass man viel miteinander kommuniziert. Das ist das A und O.
Autorin: Fabiane Hörmann