Exklusivinterview mit Radek Koncewicz, dem CEO des kanadischen Entwicklerteams “Incubatorgames” zu ihrem neuesten Spieleprojekt im Steampunkflair: “Trudys Mechanicles”
Das Setting von Trudys Mechanicles
F: Wieso habt ihr euch dazu entschieden euer Spiel „Trudys Mechanicles“
in einem Steampunksetting zu designen?
A: Bereits als wir unsere Ideen für das neue Projekt zum ersten Mal durchgingen, beschlossen wir, dessen Größe und Umfang zu begrenzen. Ein Luftschiff als Ort des Geschehens zu wählen, schien uns hierfür ein guter Anfang zu sein.
Und nachdem das beschlossene Sache war, bot es sich als ideale Ergänzung an, daraus kurzerhand ein Steampunkgefährt zu machen. Das Flair des Steampunkgenre stoß auf allgemeine Zustimmung und darüber hinaus, gab es einige Steampunkeigenheiten, von denen wir ganz erpicht darauf waren, mehr über sie in Erfahrung zu bringen.
F: Hatten die Werke des Autors Jules Verne einen inspirativen Einfluss auf eure Entscheidung und, falls dem so ist, in wie fern?
A: Jules Verne war mehr eine Inspiration für das gesamte Steampunkgenre an sich gewesen, als für „Trudys Mechanicles“ im Speziellen. Stattdessen nahmen wir unsere Anreize aus neueren Werken, wie unter Anderem aus China Mievilles „Bas-lag“- Reihe, oder Scott Westerfelds „Leviathan“.
Hingegen ein in unserem Spiel aufgegriffener Aspekt aus Jules Vernes Werken ist, die Eigenart verschiedene wunderliche, jedoch regelwidrige und schlicht weg falsche „wissenschaftliche“ Theorien als gegeben zu betrachten und zu akzeptieren.
Wie zum Beispiel die sogenannte „Rekapitulationstheorie“ (Edit: oder auch „biogenetische Grundregel“ nach ernst Hackel), welche besagt, dass ein Embryo während des Reifungsprozesses die verschiedenen Stadien der Evolution durchläuft.
Schon zu Jules Vernes Zeiten wurde die Vorstellung eines hohlen Erdkernes weitgehend angezweifelt, nichts desto trotz schrieb er „ Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ unter der Prämisse derer Wahrheit. Diese Herangehensweise, Fiktion als Fakt zu behandeln erwies sich für uns einfach als zu verlockend um ihr nicht nachzugeben.
Die zeitliche Komponente
F: Um zum Setting an sich zurückzukehren, hat die fiktive Welt, in welcher sich eure Geschichte abspielt, einen bestimmten historischen Hintergrund, oder, um genauer zu sein, verfügt sie über ein ganz eigenes historisches Gefüge?
A: Ob „Trudys Mechanicles“ in irgendeiner Art und Weise mit unserer weltlichen Geschichtsschreibung in Verbindung steht, oder ganz in seiner eigenen Welt spielt, ist etwas, was wir vorerst noch unter Verschluss halten.
Was wir wiederum preisgeben können, ist, dass die Idee von einer tödlich verseuchten Welt ein wesentlicher Bestandteil des Settings ist. Ein anderes Element, welches wir mit eingebracht haben ist eine leicht abgeänderte volkstümliche Gestaltung. Steampunk ist sehr stark in der Welt des viktorianischen Zeitaltes verankert, aber wir beschlossen zu Gunsten eher osteuropäischer Traditionen und Bräuche auf die altbewährten britischen zu verzichten, um dem Genre eine etwas andere und besondere Würze zu verleihen
Die Gefahr
Ein oftmals außen vorgelassenes Steampunk-Element ist die Frage wie viel Smog eigentlich unter Vormarsch kohle-verbrennender Maschinen entstehen kann. Und in unserem Fall ist die Antwort „eine Menge“.
So viel sogar, dass sich eine Gruppe dazu gezwungen sieht, an Bord eines Luftschiffes zu gehen, um aus den giftigen Wolken hinaus und über sie hinweg zu segeln.
Wie es aussieht
F: Die bisher veröffentlichten Artworks von „Trudys Mechanicles“ sind alle in einem gezeichneten, animierten Stil gehalten.Wird dieses Design bis zur endgültigen Herausgabe beibehalten, oder wird bis dahin noch etwas verändert, beziehungsweise überarbeitet werden?
A: Wie bereits erwähnt, wollten wir etwas neues, anderes in die Steampunkwelt einbringen und eine unserer Ideen hierfür ist von einer mehr verzerrten, märchenhaften Natur. Hierauf haben wir uns nun längere Zeit konzentriert und wir geben unser Bestes um sicher zu stellen, dass das Spiel unsere gleichermaßen wunderschöne, wie auch groteske Konzeptart widerspiegelt.
Wohin und Wie viele?
F: Wird „Trudys Mechanicles“ als Openworldgame ausgelegt sein, oder folgt es einer strikten Storyline?
A: Da wir mit „Trudy`s Mechanicles“ eine ganz bestimmte Geschichte erzählen wollen, folgt das Spiel einem linearen Weg.Trotzdem bietet es denjenigen, die es ganz auf eigene Faust erkunden wollen zusätzlich viele optionale Inhalte.
F: Wird es als Single-, oder Multiplayergame, oder sogar als Single-add-on-Multiplayergame erscheinen?
A: „Trudys Mechanicles“ ist ein Singleplayerspiel, jedoch planen wir es mit Erweiterungen zu einem potentiellen Multiplayerspiel auszubauen, vergleichbar mit „ XCom: Enemy Unknown“, wenn es denn gut genug ankommt.
Die Story
F: Es ist noch kaum etwas über das Mainstoryquest bekannt. Darf ich dich um eine kurze Zusammenfassung bitten?
A: Das Schiff in „Trudys Mechanicles“ ist zum Zeitpunkt des Spieles schon unzählige Jahre lang in der Luft gewesen, was einen enormen Einfluss auf das Leben an Bord gehabt hat. Jede einzelne verbliebene Ressource ist kostbar und aufs Genauste rationiert. Jeglicher verfügbarer Platz wird genutzt um Lebensmittel anzubauen und jedes Individuum ist ganz und gar seiner ihm zugewiesenen Arbeit verpflichtet.
Diese fatalen Zustände haben viele dazu gezwungen große Opfer zu bringen, was in der künstlichen Veränderung des eigenen Körpers gipfelt, um die ihnen auferlegten Aufgaben effizienter ausüben zu können. Das Ergebnis sind die sogenannten „Mechanicles“, halb noch menschliche, halb maschinierte Arbeiter, welche sich auf der untersten Stufen des gesellschaftlichen Systems wiederfinden.
Der Protagonist
Der Protagonist des Spieles ist einer von Ihnen. Er findet einen Satz Blaupausen für eine altertümliche Druckerpresse, was in letztendlich dazu veranlasst, aufrührerische Flugblätter unter das Volk zu bringen. Der Charakter ist zum Teil Jean Paul Marat zur Zeit der französischen Revolution nachempfunden und der Geschichtsverlauf des Spieles lehnt sich ebenfalls weitgehend an diese Zeit an.
Der Traum
F: Gibt es eine Reallifestory dahinter, wie sich das Team hinter „Trudys Mechanicles“ gefunden und beschlossen hat sich zusammen zu tun?
A: Wir hatten schon in jungen Jahren eine Vorliebe für Videospiele und lernten schon damals das Programmieren auf unseren alten Atari 800 XL und Commodore-computern. Dieses Interesse blieb über die Zeit hinweg bestehen und schlussendlich fanden sich drei von uns bei Capybara Games an verschiedenen Projekten, wie zum Beispiel „Critter Crunch“ und „ Heroes of Might and Magic: Clash of Heroes“. arbeitend wieder.
Nach einer Weile zogen wir weiter, oftmals auch für unterschiedliche Videogamestudios arbeitend, doch wir blieben in Kontakt und beschlossen schließlich unser eigenes Unternehmen zu gründen. Unsere Überlegung dahinter war, dass wir unseres jungen Alters zum Trotz bereits einiges an Erfahrung vorzuweisen hatten und es war der beste Zeitpunkt die Gelegenheit zu ergreifen und ganz alleine unser Glück zu versuchen.
Die Umsetzung
Incubator Games gibt es nun mehr seit über 5 Jahren und in dieser Zeit haben wir Arbeits-, wie auch Geldmittel angesammelt, indem wir größtenteils an Auftragsprojekten gearbeitet haben. Vor etwa einem Jahr war schließlich der Punkt erreicht, an dem wir mehr Leute einstellen und uns so mit Volldampf auf „Trudys Mechanicles“ stürzen konnten (Kein Wortspiel beabsichtigt). Wir sind glücklich uns endlich auf unser Projekt konzentrieren zu können.
Das Drumherum
F: Wie und mit was verbringt das Team seine Freizeit?
A: Ich denke das wird bei jedem im Team anders sein, obwohl ich annehme, dass sich zumindest die Mehrheit von uns, wie vermutlich auch ein großer Teil der Leute überall auf der Welt, mit seinem Partner einkuscheln wird, um Game of Thrones zu schauen, jetzt, da die neue Staffel endlich gestartet ist.
F: Wie viele Tassen Kaffee wurden während der Entwicklung geschätzter Weise von euch konsumiert?
A: Wir haben überraschend wenige Kaffeetrinker in unserem Team, aber wir haben während der Entwicklung eine beträchtliche Menge Tee konsumiert. Tausende Teebeutel um etwas genauer zu sein.
Vielleicht haben wir uns da ja von „Trudys Mechanicles“ slawischen Setting anstecken lassen?
F: Seid ihr selbst auch Videospieler und wenn ja, welche Art von Games spielt ihr am liebsten, oder mögt ihr besonders?
A: Wir sind auf alle Fälle Gamer, aber unsere Geschmäcker sind eher unterschiedlich.
Hier zum Beispiel ein paar Spiele, von denen wir letzte Woche diskutiert haben, welches wir nun spielen sollen:
• Cities: Skylines
- League of Legends
- Pillars of Eternity
- The Order: 1886
- Persona Q: Shadow of the Labyrinth
- GTA V
- Sunless Sea
- Dark Souls II: Scholar of the First Sin
- Sherlock Holmes: Crimes and Punishments
- Black Mesa
- Shadow of Mordor
- Desktop Dungeons
- NosgothUnd das sind nur die, an die ich mich spontan erinnern kann.
Zugegeben es ist immer gut auf dem Laufenden zu sein was die Industrie gerade so zu bieten hat, aber eigentlich sollten wir das Ganze wohl nicht unter dem Deckmantel „Recherche“ laufen lassen…
Wir sind also definitiv videospielaffin und hoffentlich wird sich das mit der Veröffentlichung von „Trudys Mechanicles“ auch zeigen. Cheers!