Wer schon einmal in den Genuss einer Runde Pen&Paper kam, wird sich mit Gänsehaut daran erinnern, wie man mit Charakterbogen und Würfeln bewaffnet in einen unbekannten Dungeon vordringt, um Monster zu erschlagen und die dort verborgenen Schätze zu plündern. Genau mit einem solchen Szenario beginnt der 2011 erstmals erschienene RPG Sidescroller UnEpic, der seit Juli 2014 in überarbeiteter Fassung auch auf Steam erhältlich ist. Nur geht an diesem Abend irgend etwas schief und unser Held findet sich nach einem kurzen Toilettengang nicht mit seinen Freunden am Tisch wieder, sondern alleine im dunklen Keller einer Festung.
Der Spieler macht sich auf, diesen zu erkunden, erlegt Monster, verteilt Skillpunkte, hortet Goldmünzen und versucht – im wahrsten Sinne des Wortes – Licht in die Sache bringen (mit dem Zippo aus der Hosentasche natürlich!). So werden Fackeln und Feuerkörbe in den Gängen und Räumen entflammt, damit die bereits besuchten Orte keine dunklen Todesfallen mehr darstellen, sondern die großzügig verteilten Fallen und Gegner unserem Helden wenigstens im Feuerschein den Garaus machen.
Der Tod ist mein Begleiter
UnEpic könnte als ein frustrierendes Spiel angesehen werden. Mein erstmaliges Durchspielen hat laut Savegame 17 Stunden reine Spielzeit in Anspruch genommen. Tatsächlich habe ich dank ewigen Nauladens circa 36 Stunden insgesamt benötigt, um das Geheimnis der Festung zu ergründen. Dennoch bleibt UnEpic kurzweilig und unterhaltsam und macht die Tortur eines Bosskampfes wieder und wieder erträglich. Auch wenn man 20 Sekunden nach Betreten des Raumes schreiend in eine Grube voll messerscharfer Pfähle geschubst wird.
Das Spiel nimmt sich – trotz der EPISCHEN Story – selbst nicht wirklich ernst, bietet zahlreiche Slapstick Einlagen und macht viele Andeutungen an bekannte Filmszenen. Unser Held wird unter anderem durch einen sehr stark an Gial Ackbar erinnernden Bewohner der Festung auf eine Falle am Boden eines Ganges aufmerksam gemacht – “It’s a trap!” – in die ich natürlich dennoch hineingehüpft bin. Ich Bewegungskrüppel.
Das Ende hat es in sich
Ein letzter Kampf, zahllose tote Baumkuschler (Elfen), das Mysterium unseres Aufenthaltes in der Festung wird gelüftet und ehe man sich versieht, ist man wieder in der realen Welt mit Charakterbogen und Würfeln in der Hand. Alles scheint beim Alten, doch unser Ausflug soll erst Jahre später seine tatsächlichen Konsequenzen zeigen. So musste bei mir, in einem von drei Enden, wieder einmal Sean Bean dran glauben.
Ich bin auf UnEpic bereits zum Erscheinungstermin auf Steam aufmerksam geworden, habe es mir aber erst nach einigen Empfehlungen von Freunden selbst geholt. Als Fan von Indie-Spielen habe ich gute und kurzweilige Unterhaltung für mein Geld bekommen und das bei einer überdurchschnittlichen Spielzeit. Viele Mobs mit verschiedenen Stärken und Schwächen, stellenweise fiese Jump’n’Run-Einlagen und damit einhergehende häufige und frustrierende Tode machen UnEpic jedoch zu einem zeitweise Monitor-schadenden-Vergnügen und nicht zu einem Spiel für einen entspannten Zockerabend auf der Couch.
Zum Multiplayer habe ich nur wenige Worte zu sagen: Don’t do it! Die Level sind im Gegensatz zum Singleplayer unschaffbar unfair gestaltet und darauf ausgelegt, den Spieler möglichst häufig sterben zu sehen. So muss ein Mitglied der Gruppe einen Schalter betätigen, der den Boden unter den Füßen verschwinden lässt…Grube…messerscharfe Pfähle…man kennt es. Zwar setzt man seinen Kampf am zuletzt freigeschaltetem Sarg fort, besitzt man selbst und seine Freunde jedoch keinen Hang zum Masochismus, bietet diese Variante des Spiels keinen uneingeschränkten Spaßfaktor.