Nürnberg – Die “Fall Collection” der Ohmrolle 2016 im Multiplexkino Cinecitta in Nürnberg ist vorbei. Wir haben den Film Kaska, von Artem Selennov und Alexander Dannhauser, genauer unter die Lupe genommen.
Die Ohmrolle ist eine biannuale Veranstaltung der Technischen Hochschule Nürnberg, bei der Arbeiten aller Semester der Fakultät Design im Bereich Film und Animation vorgestellt werden. Den Abschluss des Abends bilden die aktuellen Bachelorarbeiten der Absolventen.
Der Applaus, als das Licht angeht, ist der bisher lauteste des Abends. Der Kurzfilm Kaska ist zu Ende. Die Verantwortlichen des Films treten auf die Bühne. Mit ihren schwarzen Outfits, die entfernt an einen Zirkusdirektor erinnern, fallen sie auf. Als sie ihre Danksagungen verkünden, kann man spüren, wie viel ihnen dieser Film bedeutet. Ihre Stimmen zittern leicht. Die Nervosität ist hörbar. Aber Artem Selennov und Alexander Dannhauser stehen voller Stolz auf der Bühne. Nach über zwei Jahren Arbeit lief ihr Film in einem der größten Deutschen Multiplexkinos. Und dann auch noch in drei Sälen gleichzeitig. Sie danken jedem ihrer Helfer mit Namen. Sie sind dankbar und stolz auf das Ergebnis.
Ein Film mit emotionalem, unvorhergesehenem Ende
Kaska spielt in einer düsteren, verschneiten, post-apokalyptischen Welt. Der Protagonist ist ein kleiner, spinnenartiger Roboter. Er sammelt für seinen Besitzer lebende Herzen ein. Diese Herzen benötigt sein Besitzer, um weiterleben zu können. Auf der Suche nach Herzen in einer dunklen und zerstörten Stadt stößt der kleine Roboter zunächst auf eine schlafende junge Frau und erntet deren Herz. Seine Suche führt ihn weiter, zu einem kleinen Haus. Das darin lebende Mädchen wacht auf, als der Roboter ihr Herz ernten möchte und fängt ihn ein. Ihre Stofftiere waren bisher ihre einzigen Freunde. Als sie den, im Steampunk-Look gestalteten, Ernter der Herzen findet, freut sie sich so sehr, dass sie endlich einen “lebenden” Freund hat und beschließt, den Roboter Kaska zu nennen. Kaska jedoch, muss seinem Auftrag nachkommen und ihr kleines Herz ernten. Sein Besitzer zwingt ihn mit einer Funksteuerung dazu. Kaskar verschwindet mit seinem Besitzer vom Haus des kleinen Mädchens und präsentiert das Herz. Doch es kommt nicht so, wie es der Zuschauer erwartet. Kaska opfert die Freundschaft, und begibt sich zurück in die Fänge seines Meisters. Statt das Herz des Mädchens, beschließt Kaska das zuvor geerntete Herz aus seinem Körper zu reißen und für seinen Meister zu opfern.
Der Film lässt einen mit gemischten Gefühlen stehen. Man ist zum einen froh, dass das kleine Mädchen überlebt hat. Zum anderen leidet man aber mit Kaska, der sich am Ende selbst verletzt, und den man in den wenigen Minuten zuvor bereits ins Herz geschlossen hat.
Wie viel Arbeit steckt hinter solch einer Produktion?
Mit dem ersten Drehtag bereits im Herbst 2014, zwei Jahre vor Prämiere, sieht man schon, was für eine lange Zeit hinter dem Film steckt. Der Charakterentwurf des Roboters entstand bereits im ersten Semester von Artem und wurde dann für ihre Bachelorarbeit wieder aufgegriffen.
Sowohl Artem, als auch Alexander sind große Freunde von alten Filmtechniken. Von diesen haben sie in Kaska auch viel Gebrauch gemacht. Die kleine Stadt, in der der Film spielt, wurde vollständig mit Modellen, in mühsamer Handarbeit, aufgebaut. Kaska beispielsweise ist auch keine Computeranimation. Die Figur wurde als “Rod-Puppet” (Stab-Puppe) am Set von zwei Animateuren bewegt. Die Schauspieler konnten so also vollständig mit dem kleinen Roboter interagieren. Die Technik der “Rod-Puppets” ist eine alte Technik, die vor allem in Filmen wie “Alien” und “Jurassic Park” zum Einsatz kam.
Artem und Alexander entschieden sich für diese Technik, da ihrer Meinung nach eine Computeranimation des Roboters den gleichen Zeit- und Arbeitsaufwand gehabt hätte. Desweiteren wirkt die Figur durch die echten Materialien und die realen Bewegungen lebendiger. Artem sagte dazu: „Egal wie gut es gemacht ist am Rechner, man sieht immer noch, dass es aus dem Rechner kommt.”
Was ist die Meinung des Publikums?
Wenn sich eine Meinung durch alle Aussagen gezogen hat, dann die, dass Kaska einem kaum eine Wahl gelassen hat, außer mitzufühlen. Dem ein oder anderen Zuschauer hat das Ende des Kurzfilms sogar ein paar Tränen in die Augen getrieben.
Wer sich den Film noch ansehen möchte, der muss derzeit entweder zu den glücklichen Besitzern einer DVD der 32. Ohmrolle gehören, oder Kontakt zu den beiden jungen Filmemachern haben.
Alexander und Artem haben ihre Webpräsenz auf www.dreamfilmfactory.com und auf Facebook.