Brettspiele sind unschuldig, wenn man mal davon absieht, dass die Klassiker Monopoly und Risiko wahrscheinlich unzählige Beziehungen und Freundschaften auf dem Gewissen haben.
Seit längerem angekündigt ist eine Umsetzung von Valves Klassiker Portal als Brettspiel für zwei bis vier Spieler. Im Herbst diesen Jahres soll nun Portal: The Uncooperative Cake Acquisition Game bestellbar sein. Unkooperativ könnte sich auch der deutsche Zoll erweisen, wenn das noch nicht im deutschen Markt erhältliche und rund 50 Dollar teure Spiel von diesem abgefangen wird. Der Preis sprengt zwar nicht die zollfreien Grenzen – lediglich eine Einfuhrumsatzsteuer wird ab einem Wert von 22 Euro fällig – jedoch könnte das Design der unschuldigen Figuren ein Problem werden.
Bendy goes the goose-step
Die im Brettspiel vorhandenen Spielfiguren stellen den piktographisch gezeichneten Charakter “Bendy” dar. Bendy, das Testsubjekt, erklärt in den kleinen Filmclips zu Portal, was man in den Laboren von Aperture Science als brave Laborratte tun kann – und was man besser lassen sollte, um nicht vaporisiert oder vom geliebten Companion Cube erschlagen zu werden. Stellt man die Figuren jedoch in Reih und Glied, wie in nachfolgendem Werbebild geschehen, so ergeben sich unfreiwillige Assoziationen.
Klar ist, dass die Figur in ihrer typischen Armhaltung lange genug existiert und sicher schon für diverse Vergleiche und Witze gesorgt hat. Die Werbegrafik dazu, die von einigen amerikanischen und britischen Resellern genutzt wird, würde aber in jeder deutschen Werbeagentur vermutlich zuerst Erstaunen hervorrufen und danach wohl abgelehnt werden.
Das Brettspiel wurde von der US Firma Cryptozoic Entertainment entwickelt. Cryptozoic ist auch für andere PC-zu-Tisch Portierungen verantwortlich. Hauptsächlich werden von der Firma Sammelkartenspiele entwickelt, darunter die Kartenversion von World-of-Warcraft. Ebenso wurden einige Filme und Serien wie der Hobbit, The Walking Dead, Big Bang Theory oder der Herr der Ringe als Offline-gesellschaftsspiel umgesetzt. Die Firma hat also Erfahrung in der Produktion und Distribution großer Marken. Aufgrund der fehlenden Lokalisation für den deutschen Markt, werden weder Valve, noch Cryptozoic den piktographischen Gruß als Problem in Betracht gezogen haben.
Ein Spiel für den Verfassungsschutz
Wer das Brettspiel spielen will, wird es sich über die Reseller importieren und es wegen des Spiels selbst und nicht seiner möglichen Assoziationskraft spielen.
Dennoch gab es in der Vergangenheit öfter den ein oder anderen, dem Design geschuldete Fauxpas wie die Mode von Zara, denen auch geplantes Kalkül – getreu dem Motto “Bad News are Good News” – unterstellt wurde, um die Marke bekannter zu machen. Selbst klar antifaschistische Symbole haben in Deutschland oft zu Problemen mit der Staatsanwaltschaft geführt. Dann gibt es noch die Provokateure, die mit voller Absicht agieren. So wurde sehr medienwirksam – und zurecht – vor wenigen Tagen in Freital ein Rentner für das Zeigen des Führergrußes zuerst von einem Bundespolizisten gestoppt und daraufhin angezeigt. Der Rentner selbst bereut die unbedachte Handlung mittlerweile.
Die Symbolkraft ist in der geschichtlichen Verantwortung also alles andere als ein Spiel. Man kann nur hoffen, dass keine übereifrigen Beamten in einer etablierten Szenefigur eine Verletzung des § 86a des Strafgesetzbuches sehen. Spätestens wenn eine Lokalisierung für Deutschland ansteht, sollten sich die Designer aber nochmals mit der Werbekampagnie auseinandersetzen.