Nach dem Amoklauf in München ist, wie schon so oft, eine Debatte um “Killerspiele” entbrannt. Auch im Fernsehen hatte die Debatte Konsequenzen. Kurz vor dem Halbfinale der eleague, einem CS:GO Turnier, entschied sich ProSiebenMAXX auf die weitere Ausstrahlung der Spiele zu verzichten. Viele Spieler lehnten diese Entscheidung ab und zeigten sich enttäuscht von ProSieben MAXX. Auch in unserem Redaktionschat wurde über die Entscheidung diskutiert:
LogiSabs spielt seit sieben Jahren Ego-Shooter. Sie studiert Game Design und möchte nach ihrem Studium selbst Ego-Shooter entwickeln. Thomas studiert Journalismus und ist eher an RTS-Games interessiert. Ein Chatprotokoll.
20:08 von Thomas
Ich muss sagen: Eine “Killerspiele”Debatte finde ich absolut sinnlos. Die Debatte wird bei jedem Amoklauf geführt. Geändert hat sich nichts. Ich habe das Gefühl, dass nicht mal eine gemeinsame Basis für eine sinnvolle Diskussion besteht. In meiner Wahrnehmung haben Politiker, die darüber reden wollen, bestenfalls mal einen ZDF Beitrag zu CS:GO gesehen, während die meisten Gamer bei dem Thema nur noch die Augen verdrehen.
20:15 von LogiSabs
Der Meinung bin ich auch. Ego Shooter standen sehr oft in der Kritik. Genügend Studien zeigen bereits, dass Spiele mit gewalttätigen Inhalten aus Spielern keinesfalls Amokläufer machen. Umso mehr ärgere ich mich nun über die Entscheidung von ProSiebenMaxx, nach dem Amoklauf in München die Finalspiele der CS:GO eSport Liga nicht mehr auszustrahlen.
20:22 von Thomas
Die Entscheidung kann ich schon nachvollziehen. Aus PR-Sicht ist so eine Situation ein Desaster. Egal was du machst, eine Bevölkerungsgruppe stößt du immer vor den Kopf. Wenn ich Sendeverantwortlicher wäre, hätte ich vielleicht genauso gehandelt. Sie haben ja gesagt, sie strahlen “vorerst” kein CS:Go mehr aus. Heißt ja nicht, dass sie es nie mehr ausstrahlen wollen. Und ja, “Killerspiele” machen nicht aus jedem Spieler einen Amokläufer. Das ist ja nicht nur uns bekannt. Die Studien kennt ein de Maizière sicherlich auch. Ich glaube, seine Aussage zu den “Killerspielen”, die nicht nur falsch, sondern noch dazu extrem beleidigend gegenüber jedem Spieler war, ist nur eine Kurzschlussreaktion. Ihm ist einfach nichts besseres eingefallen. Und warum sollten wir, als Leute die sich mit dem Thema befasst haben, unter solchen Bedingungen überhaupt debattieren?
20:31 von LogiSabs
Weil wir wissen, dass das nicht stimmt. Weil wir nicht wollen, dass die Gesellschaft Gamer als unberechenbare Killer einstuft. Und mit der Verkündung von ProSieben MAXX, die CS:GO eLeague Spiele auszustrahlen, hatten wir Spieler die Chance zu zeigen wer wir sind.
Eine Aufnahme professioneller Spiele ins Fernsehprogramm bedeutet einen Platz im Programmheft, das von Menschen gelesen wird, die mit Computer nichts zu tun haben. Gaming hätte endlich die Möglichkeit gehabt, sich von seiner professionellen und sportlichen Seite im Fernsehen zu zeigen. Und diese Chance brauchen wir, wenn wir wollen, dass eSport hierzulande als Sport anerkannt wird. Aber wir brauchen sie auch, damit Computerspieler allgemein von der Gesellschaft ernst genommen werden. Schon dass wieder eine “Killerspiele” Debatte entbrennen konnte zeigt, dass das noch nicht der Fall ist.
20:42 von Thomas
Diese Aufnahme ins normale Fernsehprogramm war ja da und wird denke ich auch wieder kommen. Die Sendung ist ja nur vorerst gestoppt. Außerdem denke ich, dass die Leute, die jetzt noch nichts von Spielen gehört haben, denen auch nichts mehr abgewinnen werden. Computerspiele gibt es jetzt schon seit mehr als 30 Jahren, das heißt die “Oldschoolgamer” sind schon zwischen 40 und 50. Pokemon Go ist da ein schönes Beispiel. Das spielen alle Altersklassen gemeinsam. Ich weiß, das ist kein Shooter, aber ich finde es zeigt deutlich, dass die Spiele bereits in der Gesellschaft angekommen sind. Dafür brauchen wir Spieler doch kein Fernsehen. Und wenn man sich die Debattenbeiträge zu dem was de Maizière gesagt hat anhört, merkt man schnell, dass auch viele Journalisten keine Lust mehr auf die Debatte haben.
20:59 von LogiSabs
Dem kann ich soweit zustimmen. Auch aus der Politik kamen im Anschluss ja vernünftige Stimmen, die ein Verbot von Ego-Shootern als nicht notwendig erachteten. Nichtsdestotrotz stößt mir die Message, die ProSieben MAXX mit der plötzlichen Einstellung verbreitet bitter auf. Einach so, ohne weitere Erklärung. Und das gerade jetzt, wo die wichtigsten Spiele ausgefochten werden sollten. Allem Anschein nach befürchten sie, mit einer weiteren Übertragung einen Großteil des Publikums zu empören. Während in anderen Bereichen Menschen die Möglichkeit erhalten sich zu äußern, ihre Bestürzung zu zeigen, wurde die Gaming Community nach meiner Ansicht schlichtweg ignoriert. In keinem anderen Sport wäre so etwas passiert, was einfach zeigt, wie wenig Unterstützung wir tatsächlich in dieser Gesellschaft dahingehend haben. Ich empfinde das als respektlos gegenüber den deutschen Computerspielern.
21:07 von Thomas
Natürlich hätte ProSieben MAXX da professioneller agieren können und den Spielern und Castern eine Chance geben können, sich zu äußern. Oder sie hätten wenigstens eine Pressemeldung dazu raus geben können, statt nur einen Facebookpost zu veröffentlichen. Abgesehen davon glaube ich, Spiele haben schon einen recht guten Stand in der Gesellschaft und brauchen das Fernsehen nicht. Die Zahlen sprechen ja für sich: Es gibt sehr viele Spieler in Deutschland, Männer- und Frauenanteil sind ungefähr ausgeglichen, die Spieleindustrie nimmt viel Geld ein…
21:16 von LogiSabs
Ich bin dahingehend noch ein wenig zwiegespalten. Streaming ist bei den eingefleischten Fans natürlich die erste Wahl. Dort hat es begonnen. Allerdings kann Fernsehen auch andere Zuschauer erreichen. Manche Leute haben zum Beispiel keinen ausreichenden Internetanschluss. Ich wohne in einem Studentenwohnheim und bin bis Ende des Monats gedrosselt. Einen Stream zu schauen ist ohne Ruckeln nicht möglich, was ein Spiel wie CS:GO zerstört, weil ich alle wichtigen Momente verpasse. Und auch, wenn wir auf die verzichten können, die Gaming gar nicht interessiert, zeigen Quoten, dass ein Bedarf vorhanden war. Deshalb ist es schade darum. Sehr schade.
21:22 von Thomas
Damit hast du auch wieder recht. Das hatte ich so nicht bedacht. Die Reaktion der Sendeverantwortlichen war natürlich nicht optimal. Und ja, natürlich sind Spiele nicht an Amokläufen Schuld. Deshalb ist es traurig, wenn diese Debatte immer wieder aufgebracht wird. Ich finde die “Killerspiel”Debatte ist durchdiskutiert. Achja, sieht so aus als hätte Virtus.Pro gewonnen.