Andere Firmen kündigen Spiele an, Blizzard ganze Universen. Jedoch geschah dies in der Vergangenheit weder im Rahmen der E3 noch auf der Gamescom, sondern immer nur auf Blizzards eigener Messe, der BlizzCon. So feierten die Entwickler 2015 ihre Welten auf der größten Bühne, die sie mit der Gamescom und seinen 345.000 Besuchern je hatten. Nachdem Blizzard realisiert hat, dass sie sich in einer post-World of Warcraft Ära befinden, folgten Ankündigungen und Releasetermine, um die Lücken zu schließen, die eine Zeit hinterlassen hat und in der Zwölf Millionen Spieler Azeroth gegen Legionen, Untote und Drachen verteidigte.
Hearthstone lässt den Spieler Kartenduelle ausfechten, Heroes of the Storm gibt den MOBA-Fans die Möglichkeit ihre alten Helden gegeneinander antreten zu lassen und aus den Ruinen des fast schon sagenumwobenen Projekts Titan entstand nun der erste 3D-Shooter von Blizzard: Overwatch.
Das letzteres aus etwas größerem entstand ist immer noch spürbar. Es gibt auch Anzeichen für Fraktionsbildungen. So macht der Reaper Jagd auf ehemalige Overwatch-Agenten, Widowmaker wurde einer Gehirnwäsche von einer Fraktion namens Talon unterzogen, Winston ist wiederum ein genmanipulierter und hyperintelligenter Gorilla, der Overwatch sein zu Hause nennt während Torbjörn die Stelle des Waffenspezialisten auskleidet.
Die Story ist allerdings kurz und schnell erzählt. Während der Omnic-Krise erhoben sich die AI’s der Welt gegen ihre Schöpfer. Overwatch wurde gegründet um die Menschen in diesem Krieg zu beschützen, zerfiel aber aus unbekannten Umständen nach Ende des Krieges.
Die Geschichte der rebellierenden Maschinen ist nichts Neues. Ob Terminator oder die Geth aus Mass Effect, erzählt wurde sie uns schon mehrmals auf verschiedenste Weise. Manchmal müssen wir zusehen wie und ob sie gelöst wird, manchmal dürfen wir direkt mitkämpfen. Allerdings habe ich beim Overwatchtrailer als Story vieles erwartet, dass ein Krieg mit Maschinen dahinter steckt nicht. Die Welt und ihre Charaktere sind bunt, sie leuchten, fast als kämen sie aus der Schmiede von Pixar. Es war erfrischend einen Shooter zu sehen, der nicht dieselbe Farbpalette an Brauntönen als Basis nutzt.
Die Farbvielfalt heißt auch keinesfalls, dass das Gameplay schlecht ist, ganz im Gegenteil. Nachdem auf der diesjährigen Gamescom auch Europa Overwatch testen darf, kann ich behaupten: Das Gameplay sieht großartig aus und das nicht nur in Videos.
Man durfte zwei Runden im Team gegeneinander antreten, wobei jeweils entweder ein Punkt angegriffen/verteidigt oder eine Fracht vor dem Gegnerischen Team beschützt werden musste. Das Gameplay bietet hierbei soweit nichts wirklich innovatives, Bllizzard war aber auch nie wirklich zuständig für Innovation, sondern für die Perfektionierung eines existierenden Genres. Das Kill/Death Verhältnis spielt im Spiel keine Rolle, was gut ist, denn ich durfte vor allem zu Beginn die Todesanimationen etwas öfter betrachten als mir lieb war. Zudem bewegt es vielleicht einige Stats-orientierte Spieler dazu, sich wieder mehr auf Taktik und Teamplay zu konzentrieren.
Während des Spiels kann man die Helden frei wechseln. Kommt man mit einem nicht zurecht, wechselt man eben zum nächsten, bis man einen gefunden hat den man gut spielen kann. Ich bin normalerweise Supporter oder Sniper. An Symmetra bin ich gescheitert. Ich habe beim besten Willen keine Ahnung wie sie funktioniert. Widowmaker sah dann schon besser aus, allerdings nur solange bis Tracer anfing um mich herum zu springen und es unmöglich war sie zu treffen. So suchte ich meinen Weg durch die Charakterliste, bis ich letztlich bei Soldier:76 landete. Danach lief es erstaunlich gut. Die meisten anderen Helden stellten keine Bedrohung mehr für mich dar und das Spiel fing an extremen Spaß zu machen.
Die Vielfalt der Helden ist wohl einer der stärksten positiven Aspekte von Overwatch. Jeder muss suchen, bis er den Charakter findet mit dem er seinen Stil spielen kann, da sie alle nicht nur optisch, sondern auch in der Spielweise und in den Fähigkeiten stark variieren.
Mobilität spielt eine wichtige Rolle. So können Tracer und Reaper teleportieren, Widowmaker hat einen Greifhaken, Pharah ein Jetpack und mein Soldat:76, nun ja, der kann sprinten.
Hier ist aber auch einer der Negativpunkte. So hatte ich das Gefühl, die normale Bewegungsgeschwindigkeit variiert zwischen den Helden kaum. Ob man nun die leichtfüßige Tracer oder den Gorilla Winston spielt, alle bewegen sich ohne ihre Sonderfähigkeiten in der gleichen Geschwindigkeit. Außerdem könnte die Vielfalt und Variation der Helden auch zu Balancing-Problemen führen. Einige Charaktere fühlten sich jetzt bereits unnatürlich stark an und bis hier die goldene Mitte gefunden ist, werden wir vermutlich noch eine Weile spielen und Blizzard einige Updates einschieben müssen.
Passend dazu laufen die Betaanmeldungen bereits und es wird Zeit, dass ein neuer Titel auf den Markt kommt um den Platz zu füllen, den Team Fortress 2 momentan nur zum Teil besetzt. Overwatch ist dafür der beste Kandidat und ist den Hype, sowie das Drei- bis Fünfstündige Anstehen, als eines der Highlights auf der Gamescom, sicher wert gewesen. Ich hoffe, dass noch weitere Optionen ins Spiel integriert werden, und sei es nur ein Single-Player-Modus, um die Geschichte nicht ganz in den Hintergrund zu rücken. Allerdings bin ich auch lange genug bei Blizzards Universen dabei, um zu wissen, dass mit dieser Firma im Rücken nach oben keine Grenzen gesetzt sind.