Nach langer Wartezeit und dem schon alltäglichen Hype rund um die FIFA-Reihe hat sich EA Sports zum 29. September erbarmt und FIFA 17 in die Regale der Händler unseres Vertrauens stellen lassen. Wie jedes Jahr erwartet die Fans ein kleines Grafikupdate, neue Trikots und reichlich Frust. Oder?
FIFA 17 – The Journey
Der Reihe nach: Das neue Herzstück von FIFA 17 ist The Journey – die Geschichte von und mit Alex Hunter. Es folgen minimale Spoiler! Also probierte ich als erstes den Storymodus aus. Nach dem Start finde ich mich in einem kleinen Vorort von London wieder. Die Kamera fährt mich durch die Straßen um auf einem Fußballplatz halt zu machen. Ein Junge wird fokussiert: Alex Hunter. Es scheint Unentschieden zu stehen. Also schnappt sich der junge Alex den Ball und dribbelt los, scheitert allerdings kurz vor dem Tor. Also gibt es Elfmeterschießen. Erstmals in der FIFA-Reihe ist es mir nun möglich ein Kind zu steuern. Jedoch bin ich in der Ausführung zu vorschnell und muss mich dem Torhüter geschlagen geben. Trotzdem gewinnt unsere Mannschaft das offensichtlich große Finale und trägt Medaillen nach Hause.
Überraschenderweise erlebt der Spieler von Beginn an sehr viel Tiefe, von der ich nicht zuviel verraten möchte. Nur soviel: die familiären Probleme und Hintergründe wirken glaubhaft, sind toll inszeniert. Die Dialoge hören sich stimmig an und harmonieren mit der visuellen Darstellung, die für meinen Geschmack noch einen Tick besser hätte sein können. Zwar fügt sich The Journey grafisch in den Rest des Spiels ein, doch manche Texturen wirken etwas sporadisch und lieblos. Auch die Charaktere weisen hin und wieder Kantenunschärfen auf – das habe ich auf der Playstation 4 schon deutlich sauberer gesehen.
Beim englischen Meister
Über die Fußballakademie des englischen Verbandes schaffen wir den Sprung in die Premier League und dürfen unseren Club sogar frei wählen. Stammplatzgarantie gibt es aber nirgendwo. Im Gameplay habe ich mich dazu entschieden nur Alex Hunter zu steuern und nicht das ganze Team. Leider kam dabei nicht immer die Leistung heraus, die anzustreben war. Folglich reichte es in den ersten drei Spielstunden nicht für die Startelf bei meinem Wahlverein Leicester City FC. Trotzdem bringt der Modus reichlich Spaß mit und macht Lust auf mehr. Abseits kleiner Mängel bislang: Chapeau!
FIFA 17 Ultimate Team
Natürlich musste ich mich auch Online austoben. Die Wahl fiel für gut drei weitere Stunden auf den Ultimate Team Modus. Viel hat sich hier nicht verändert. Es ist immer noch ein Sammelkartenspiel, das mit reichlich Echtgeld “unterstützt” werden kann. Preislich bleibt EA hier weiter stur und kommt nicht auf die Spieler zu. Demnach ist zu empfehlen drauf los zu spielen und sich seinen Traumkader durch Siege selbst zu erarbeiten. Das Gameplay überzeugt mich und stimmt mich zuversichtlich für die kommenden Saisons. Auf dem Rasen fühlt sich alles weitaus griffiger und kontrollierbarer an als im Vorgänger FIFA 16. Nach all den Jahren sind nun auch Pässe möglich, die ein Spiel verändern können. Dabei ist jede Partie anders, jedes Tor etwas neues.
Ein großer Kritikpunkt lässt sich allerdings nicht vermeiden: die Ecken. Ich habe Unmengen Gegentore durch Eckstöße hinnehmen müssen, auch weil es teilweise völlig unübersichtlich wurde und die Verteidiger kaum oder zu spät reagierten. In der breiten Community ist bekannt, dass es jedes Jahr einen Mechanismus gibt, der entweder extrem overpowered ist, oder durch wenig Übung höchst effektiv genutzt werden kann, um Tore zu erzielen. Für den Moment stehen hier die Ecken im Fadenkreuz, aber ich möchte der neuen Mechanik noch etwas Zeit geben – und mir, um zu üben.
Sei der Coach
Zu guter Letzt habe ich mir den normalen Karrieremodus vorgenommen. Was bis FIFA 12/13 noch das absolute Flaggschiff der Serie war verkommt allmählich zu einer Randerscheinung. Oder? Auf Youtube sind Karrieremodus-Let’s Plays momentan sehr beliebt und auch die diesjährige Version hat einige Argumente für sich parat. Dabei hat sich gar nicht soviel verändert. Die Optik im Menü ist bis auf eine andere Farbgebung exakt die gleiche wie in FIFA 16. Neu sind die Ziele, die jetzt in mehrere Bereiche vorstoßen. Dazu gehören Finanzen, Nachwuchsarbeit und Erfolge. Diese können lang- oder kurzfristig angelegt sein, je nach Verein. Und ich durfte mir ein Alter Ego aussuchen, das stellvertretend für mich an der Seitenlinie Gymnastik betreibt. Sonst heißt es wie gehabt: Kaufen, Verkaufen, Kaufen, Verkaufen und ab und zu Fußball spielen.
Spaß am Karrieremodus
Im Fokus ist hier die CPU. In den vergangenen Jahren, in etwa seit FIFA 14, genoss die KI keinen guten Ruf. Sie sei zu stark oder zu sehr auf Ballbesitz ausgelegt. Viele verloren dadurch den Spaß am Offline Anteil der Serie und wanden sich vermehrt FUT und Online Saisons zu. Dieses Jahr hat sich das Gameplay grundlegend verändert. Wie zuvor beschrieben fühlt sich alles griffiger an und das gilt auch im Spiel gegen den Computer. Meine Wahl fiel hier auf den FC Liverpool, auch um etwas Geld in die Hand nehmen zu können. Kaum waren die ersten Transfers getätigt stand die erste Ligapartie gegen den FC Arsenal an.
Keine leichte Aufgabe, wenn man sich erst an das neue Spielgefühl gewöhnen muss? Mitnichten. Von der ersten Minute an wusste ich was zu tun ist und brachte gute Kombinationen zustande – auf Weltklasse, also dem zweithöchsten Schwierigkeitsgrad, der mich in FIFA 16 bisweilen noch an den Rand eines Wutausbruchs getrieben hatte. Zwar hatten die Londoner in der Partie durchaus mehr Ballbesitz und waren offensiv nicht unsichtbar, doch was meine Offensive für Aktionen auf Lager hatte, hat mich wahrhaftig in Staunen versetzt. Spritzige Laufwege, intelligentes Verhalten an der Seitenauslinie und eine solide Grundordnung in der Defensive gaben mir ein Gefühl der Sicherheit. Umso mutiger wurde mein Spiel in die Räume. Endstand? 3:1 für Liverpool! Also ein Auftakt nach Maß. Auch im darauffolgenden Spiel gegen die Tottenham Hotspurs funktionierte vieles sehr gut. Hier kam zwar nur ein 2:2 zustande, doch kann und muss ich mir die Gegentore selbst zuschreiben.
Kurzum: Der Karrieremodus macht sehr viel Spaß und ist nach mehreren Jahren der Mühseligkeit wieder eine klare Empfehlung wert.
Fazit
Wie steht FIFA 17 da? Nach insgesamt acht Spielstunden brennt es mir in den Fingern weiterzuspielen. Ich muss sogar soweit gehen zu sagen, dass mir auch die verlorenen Partien Spaß gemacht haben. Bislang war in keinem Modus das viel verruchte Momentum zu spüren. Dazu sieht alles verdammt gut aus. Als einziger großer Kritikpunkt bleiben am Ende die Eckstöße übrig, die eventuell einen Nerf vertragen könnten.
Also – bis jetzt – hat EA Sports ein FIFA geliefert, auf das die Fans seit vielen Jahren gewartet haben. Bleibt zu hoffen, dass Gameplay Updates dem Ganzen keinen Strich durch die Rechnung machen.
Über kommende Updates und News rund um FIFA 17 halten wir euch hier auf dem Laufenden!