Ob in Briefform, per Anruf oder in der Kommentarspalte, die Leser der Nürnberger Nachrichten wollen mitreden. Zum größten Teil zur Freude der Redakteure, doch da ist ein kleiner Prozentsatz, der unter die Gürtellinie geht. Wie mit Ihnen umgegangen wird, erfahrt ihr hier – ein Feature über den Hassslam.
Zum ersten Mal sind dieses Jahr die Nürnberger Nachrichten eine Medienpartnerschaft mit der Web Week eingegangen und haben das Vergnügen neben der Auftaktveranstaltung, die einzige Montagsvertretung in der Frankenhauptstadt zu sein.
Die NN wartete mit einem Hassslam auf. Dabei wurden die skurrilsten, schrägsten, lustigsten und abscheulichsten Leserbriefe und Kommentare aus allen Bereichen der Redaktionen verlesen. Die Resonanz ist nach wie vor groß. „Wir sind das offene Ohr, der Kummerkasten der Region.“, wie es Alexander Jungkunz, Chefredakteur der NN selbst beschreibt.
Hass oft rassistischer Natur
90 Prozent der eingehenden Briefe sind bunt gemischt und akzeptabel. Der kleine Prozentsatz, der meist männlichen Vertreter, ist aber voller Bosheit. Wenn nicht gerade die Autoren selber in der Kritik der Leser stehen, liegt das Hauptaugenmerk der Hasskommentar-Verfasser auf der Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik. Vor allem das Verschleiern von Nationalität erzürnt die Abonnenten. Die Nürnberger Nachrichten lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. „Man versucht den Anrufer zu einer ansatzweise sachlichen Diskussion zu zwingen.“, so Kurt Heidingsfelder, Leseforum der NN.
Hürden für das Verfassen von Kommentaren
Doch die Leserbriefe und Anrufe erreichen bei weitem nicht den Grad des Bösen, wie die Hasskommentare in der Online-Redaktion. Durch die Anonymität, die einem das Internet bietet, verschwimmen die moralischen Grenzen und der Hass nimmt ungeahnte Ausmaße an. Um die Kommentarfluten zu verhindern, wurde eine Registrierung im Onlineportal eingeführt. Wer kommentieren will, der muss sich anmelden. Somit werden einige Hasser ausgemerzt. Alle, die sich trotz Registrierung nicht benehmen können, werden erst verwarnt und bei mehrmaligem Hasskommentar wird die Sperrung des Accounts eingeleitet. Bei brisanten Themen, wie Polizei-Meldungen, ist das Kommentarfeld von Anfang an abgestellt. Wer sich dazu äußern möchte, wird auf eine E-Mail-Adresse verwiesen
Keine Chance für Trolle
Das Feedback der Leser ist wichtig für die Nürnberger Nachrichten. Sie wollen die Meinung ihrer Leserschaft hören, mit ihnen zusammen wachsen und auf sie zugehen. In Zeiten wie diesen, ist jeder Abonnent wichtig, aber „wie weit komme ich dem entgegen ohne gebückt durchs Leben zu laufen?“, meint Kurt Heidingsfelder. So dienen diese Wutausbrüche höchstens der Unterhaltung der Redaktion oder wie heute im JOSEPHS, der Audienz der Hassslam-Veranstaltung. Diese werden aber weiterhin zensiert, erst gar nicht veröffentlicht oder der User wird ganz gesperrt.
Wer an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, hat die Möglichkeit sich den kompletten Hassslam hier anzusehen.