Die großen Zeiten der Wrestlingindustrie sind seit dem Ende der “Attitude Era” um The Rock und Stone Cold Steve Austin vorbei. Dennoch elektrisiert die WWE nach wie vor Millionen Fans auf der ganzen Welt und hält den Status als Branchenprimus und großer Unterhaltungskonzern. Darunter fällt auch das jährliche Videospiel von 2K, das den Fans die Möglichkeit gibt ihre eigene virtuelle Wrestling Karriere zu starten.
Timing ist alles
Während frühere Wrestling Spiele häufig in wildes Knöpfe gedrücke ausgeartet sind, schlägt 2K mittlerweile einen anderen Weg ein. Wer unüberlegt drauf losschlägt, wird selbst auf einem leichten Schwierigkeitsgrad Probleme bekommen. Jeder Schlag, Griff und Finisher kann mit „Reversals“ gekonntert werden, was dem Spiel eine neue Tiefe im Kampfsystem gibt. Ein zu früher oder zu später Konter hat zur Folge, dass er nicht funktioniert. Das gilt ebenso für Aufgabemanöver, wie das „Kettenwrestling“( Eine neutrale Griffposition bei der beide Spieler gleichzeitig agieren können) und auch den Pinfalls. Anstatt Schnelligkeit und purem „Button smashing“ sind hier Geschicklichkeit und Timing gefragt. Jeder Superstar hat einen anderen Stil und andere Fähigkeiten. Diese gilt es zu kennen um die jeweiligen Finisher und Signature Moves ausführen zu können. Damit diese Fähigkeiten ausgeführt werden können, muss allerdings zuerst die Schwunganzeige aufgefüllt werden. Das könnt ihr mit Schlägen, Griffen, den neuen Taunts und mit Reversals machen. Solange ihr eure Trefferpunktanzeige, die eures Gegners und eure Ausdaueranzeige immer im Auge behaltet, steht eurem Triumph im Ring nichts mehr im Weg. Wie gut euer Match ist, das zeigt euch die Sterne Wertung, die sich mit jeder Aktion aktualisiert. Ziel ist natürlich im besten Fall ein Fünf – Sterne Match abzuliefern. Je besser eure Wertung , umso mehr ingame Währung (VC) erhaltet ihr, und umso mehr Beachtung erhaltet ihr im Karrieremodus.
Schön mit kleinen Ausrutschern
Die Performance kann sich durchaus sehen lassen. Die Matches spielen sich flüssig und ohne Ruckler. Selbst die gelegentlich langen Ladezeiten tun dem keinen Abbruch. Während Charaktermodelle der großen Namen wie Brock Lesnar, AJ Styles und co. nahezu realistisch aussehen, gibt es allerdings auch den einen oder anderen kleinen Ausrutscher, wie das Beispiel Dana Brooke zeigt. An der Grafik kann es schlecht liegen, schließlich sehen von der Community entworfene Wrestler mindestens genauso gut oder sogar besser aus, als die der Entwickler. Die Zuschauer und manche Gegenstände dürfen allerdings ruhig noch ein wenig aufgehübscht werden.
Updates in „Meine Karriere“ und „WWE Universum“
Im Exhibitionsmodus können sich die Spieler in allen möglichen Matchvarianten austoben. Von klassischen 1 vs 1 Kämpfen, über Extreme Rules und Backstage Brawls, bis hin zum beliebten Royal Rumble darf hier jede Matchfantasie ausgelebt werden. Die weitaus interessanteren Modi sind jedoch “Meine Karriere” und “WWE Universum”. Beide bekamen Verbesserungen und sollen so für mehr Realismus sorgen. In “Meine Karriere” könnt ihr entweder mit einem selbst erstellten Superstar oder mit einem der vorhandenen Superstars durchstarten. Der Spieler startet als neuer Rekrut im WWE Performance Center und muss sich über gute Matches in NXT , dem Ausbildungsformat der WWE, für das “Mainroster” empfehlen. Doch Athletik alleine macht einen, noch lange nicht zu einem Superstar. Die neue Promo-Engine fordert nun auch die Fähigkeiten des Spielers am Mikrofon. Abhängig von der Wortwahl des Spielers wird entweder eine positive, negative oder gar keine Reaktion beim Publikum hervorgerufen. Eine nette Idee, die aber in der Umsetzung sehr eintönig ist und geringe realistische Auswahlmöglichkeiten übrig lässt. Mit etwas mehr Tiefe in der Auswahl und vorallem tatsächlich gesprochenen Promos, anstatt nur Fließtext, kann das ein interessantes Feature werden. Neben Verbesserungen für euren Superstar könnt ihr mit der spielinternen Währung VC euch auch einen Manager zulegen der euch in kritischen Situationen in Matches aushelfen kann. Außerdem wird es wichtig sein wie ihr euch gegenüber “The Authority” und Paul Heyman positioniert. Ob als Face, Heel oder Tweener liegt ganz bei euch und muss auf keinen Fall final so bleiben.
Während ihr im Karrieremodus das Schicksal eines einzelnen Superstars bestimmt, habt ihr in “WWE Universum” die Entscheidungsgewalt über die gesamte WWE. Ihr bestimmt die Rivalitäten, Promos, Matches und natürlich wer die Titelträger sind. Wer den Modus lieber nur als Manager spielen möchte, hat hier die Wahl komplette Shows oder einzelne Matches zu simulieren. Auch Promos können entweder selber gespielt oder simuliert werden. Wenn jemand davon noch nicht genug bekommt, dann kann er oder sie sich im Onlinemodus versuchen. Entweder in “2K Tonight” oder im standard Onlinematch habt ihr die Gelegenheit euch gegen Freunde oder zufällige Spieler im Ring zu beweisen und Belohnungen zu erkämpfen. Während die Gegnersuche ab und an etwas dauern kann, ist dafür die Serververbindung während des Kampfes umso stabiler (getestet wurde die PS4 – Version).
Legenden vs heutige Stars
Was jedes Jahr bereits lange vor Release für Diskussionen und Gerüchte sorgt ist die Zusammenstellung des Superstar Rosters. Die aktuellen Stars bieten wenig Zündstoff, allerdings gibt es bei den Legenden hin und wieder zumindest bei den Fans unpopuläre Entscheidungen. Klar, verdiente Legenden wie Bret Hart, Ric Flair, Steve Austin und The Rock sind selbstredend dabei, aber Persona non grata wie Hulk Hogan, CM Punk oder Chyna wurden bewusst nicht in das Spiel genommen. Trotzdem wird die Mehrheit der Spieler ihre meisten Traumbegegnungen zwischen aktuellen und alten Stars bekommen. Freigeschaltet werden die Alumnis mit den VC, die durch Matches verdient wird. Jedoch gibt es auch Charaktere, die weder von Anfang an verfübar sind, noch mit VC freigeschaltet werden können. Die Rede ist hier vorallem vom großen Promoter des diesjährigen Spiels, neben “Cover Beast” Brock Lesnar, Bill Goldberg. Dieser war bisher nur für Vorbesteller zugänglich und kann nun auch für Echtgeld gekauft werden. Dazu kommen noch Superstars wie Shinsuke Nakamura, immerhin aktueller NXT – Champion, Nia Jax und Apollo Crews. Diese waren nur über die NXT- Edition erhältlich und können weder mit VC, noch mit Echtgeld erworben werden. Inwieweit diese Form der DLC – Politik sinnvoll ist, bleibt jedem Verbraucher selbst überlassen.
Schöne Verbesserungen im Editor
Eine der großen Stärken der gesamten WWE- Spiele Franchise ist nach wie vor der Editor. Fans wünschen sich möglichst große Freiheiten vom Superstar, über Einzug, Titantron und Move – Set, bis hin zur Arena, alles zu verändern oder neu zu kreieren. Während vieles gleich geblieben ist, wurden zumindest teilweise die Wünsche der Fans, nach einem selber erstellbaren Einzugsvideo erhört. Außerdem können nun Posen und Highlightvideos selber erstellt werden. Die Kreativität der Community kennt keine Grenzen und kann mit jedem geteilt werden, was dazu führt, dass sehr gute selbst erstellte Nakamuras, Hardys und CM Punks doch noch ihren Weg in das Spiel finden.
Fazit:
WWE 2k17 folgt der Tradition der guten Wrestling Spiele. Trotz kleiner Schönheitsmakel wurde Wert darauf gelegt an Schwächen der vorherigen Teile zu arbeiten und auf die Fans zu hören. Die Superstar DLC- Politik ist allerdings ein großer Kritikpunkt dem sich 2K und die WWE stellen müssen. Insgesamt aber für jeden Wrestling – und Wrestlingspiele – Fan einen Blick wert.