Elysium ist zerstört, Deponia versinkt im ewigen Winter und Fewlocks jagen den letzten Überlebenden, Solid Snake. Naja, zumindest fast Solid Snake. Eher Rufus mit Schnurrbart und der Stimme von David Hayter. Close enough! Bewaffnet mit einer Spraydose und einem Feuerzeug kämpft er sich zum “Red Button of DOOM” durch und zerstört letztendlich Deponia.
Alles nur ein Traum. Das zumindest glaubt unser chaotischer Held, als er zu Hause aufwacht und sich für den Beginn seiner Reise fertig macht. Als er allerdings auf seinen neuen Freund McChronicle und dessen Zeitmaschine trifft, beginnt ein Wettrennen gegen sein eigenes Schicksal. Wir besuchen ferne Orte, alternative Welten und biegen uns das Zeit-Raum-Kontinuum zurecht.
Sollte euch die Welt von Deponia neu sein, kann ich euch zumindest ein wenig aushelfen. Rufus ist ein typischer Abenteurer. Die Art von Abenteurer, die Hals über Kopf in ein Museum einbricht, um eine Rippe des T-Rex zu klauen, damit er eine Tür aufbrechen kann. Warum? Weil die Tür verschlossen ist natürlich! Sein Problem: Er ist umgeben von normalen Leuten, die niemals auf diese Idee kommen würden und alles was er anfasst, geht früher oder später in die Luft. Auf dem Schrottplaneten Deponia findet sich allerdings mehr als genug Spielzeug und Unbekanntes, um Rufus weiter träumen und basteln zu lassen.
In Deponia Doomsday spielt Rufus nun mit der Zeit und Daedalic mit ihrer eigenen Geschichte. Viele Fans waren mit dem Ende des dritten Teils nicht einverstanden und wünschten sich ein anderes. Daedalic greift genau das auf. Allerdings sollte man vorsichtig sein, was man sich wünscht. In diesem Fall könnte es in Erfüllung gehen. So hab ich am Ende einen gewaltigen Plottwist à la Bioshock erwartet, wurde allerdings enttäuscht. Das Zeitreisen gibt uns auch viele Möglichkeit, den Ursprung alter Charaktere zu entdecken und neue Gesichter und Orte zu sehen. Allerdings kann es auch ermüdend sein, Teile des Spiels immer und immer wieder durchzuspielen. Nichtsdestotrotz freut man sich, die alten Gesichter in neuer Form zu sehen und neue Leute zu entdecken.
Die Minispiele dürfen bei Deponia natürlich nicht fehlen. So gibt es diesmal auf Elysium eine ganze Abteilung nur dafür. Dabei habt ihr die Auswahl zwischen Golfen, um die Wette furzen, einem Go-Kart-Rennen oder kleine Kinder im Bälle-Paradies mit eben diesen zu bewerfen. Sie lenken allerdings nicht vom Hauptplot ab, sondern fügen sich wie immer wunderbar ein. Einige davon sind plotgebunden und manchmal etwas nervig, aber es wäre nicht Deponia, wenn wir nicht zeitweise selbst dem Wahnsinn nahe wären. So hatte ich des öfteren keine Ideen mehr, wie ich die Rätsel weiter lösen kann. Ich war an einem Punkt, an dem mein Gehirn jede Logik abschaltete und ich einen Dartpfeil mit einem Raketenantrieb ausstatten wollte. Das hätte auch funktioniert, wenn ich einen anständige Rakete gefunden hätte… oder kurz gesagt: manchmal wird man zu Rufus.
Die popkulturellen Witze sind mein persönliches Highlight der Deponiareihe. Ob Mario Kart, Clint Eastwood im Wilden Westen, Doctor Who (“Geronimooooo”), Metareferenzen zu ihren eigenen Spielen oder einfach nur Namen wie “Edward Snowman”. Der Humor kommt nicht zu kurz, die Dialoge sind grandios geschrieben und die Synchronsprecher schaffen eine gelungene Atmosphäre, sowohl in der deutschen als auch in der englischen Version. Die Artworks sind wunderschön und im gewohnten Stil, genau wie die Zwischensequenzen. Der Gesang zwischen den Kapiteln fehlt allerdings, was ich persönlich als eins der Markenzeichen der Spielereihe empfunden habe und daher den Sequenzen wirklich nachtrauere.
Einigen technischen Bugs konnte ich allerdings nicht entkommen. So war in einer Szene nichts mehr anklickbar. Ein Neustart des Spiels hat das allerdings behoben.
Sowohl Deponia-Veteranen als auch Neuankömmlinge werden das Spiel genießen können. Das Script ist solide, wenn auch ein wenig klischehaft und vorhersehbar. Das Spiel hat alles was ein gut gemachtes und witziges Point&Click Adventure benötigt und vielleicht noch ein wenig mehr. Alles in Allem ist Deponia Doomsday eine Lektion von Daedalic an ihre Fans: Die Reise ist das Ziel.
Bildquelle Eingangsbild: Screenshot Deponia Doomsday