Mit dem Opening Event und der anschließenden Keynote, startete der 32. Chaos Communication Congress (kurz 32C3) in Hamburg.
Die Zusammenkunft aus rund 12.000 Hackern, Bastlern und Freigeistern steht dieses Jahr unter dem Motto “Gated Communities”. “‘Gated Communities’ wäre das dominante Model der heutigen Gesellschaft”, sagt Linus Neumann gleich im Opening Event. Er eröffnet den Kongress zusammen mit Carina Haupt vor rund 3.000 Leuten im Hauptsaal des CCH.
Doch was sind Gated Communities? Das Motto löste nach seiner Bekanntgabe schon Wochen vor dem Event, via Twitter, einige satirische Kommentare aus. Nach dem Opening Event, ist dies klarer.
Die Communities können als Milieu verstanden werden. Milieus die sich voneinander verschließen, indem sie ihren eigenen gewohnten Regeln folgen. Grenzen lassen sich einfach ziehen. Ob zwischen Ethnien oder Religion oder zwischen den unterschiedlichen politischen Motiven. Zwischen Subkulturen oder in harmlosen Gebieten, wie Fandoms, oder der Frage, welches OS genutzt werden sollte. Es gibt immer eine Möglichkeit sich von einer anderen Gruppe zu separieren. Oder von einer separiert und dafür benachteiligt oder verurteilt zu werden. “communities exercise power over us”. Die Grenzen entstehen nicht nur im Kopf. Aber sie haben immer reale Auswirkungen, die wir heute mehr den je spüren: Ob bei Fragen zur Netzneutralität oder bei der Aufnahme von Flüchtlingen.
Diese Grenzen – und ihre Gatekeeper – zu überwinden ist die wahre Herausforderung. Den unvermeidbaren “Culture-Shock” akzeptieren. Die eigenen Blockaden lösen, die eigene Community öffnen und sich und andere zu vernetzen. Es kann auch als (erneuter) Aufruf verstanden werden, dass sich die Hacker aus ihren “Comfort-Zones” begeben müssen. Der Aufruf richtet sich aber nicht nur an Hacker oder die Kongressteilnehmer. Er richtet sich an alle, die in dieser Gesellschaft partizipieren.
Für das Motto fand der CCC auch die passende Sprecherin zur anschließenden Keynote, die kaum kräftiger die Überwindung von Grenzen symbolisieren könnte. Die 25 jährige Fatuma Musa Afrah wuchs in Kenia auf und kam als Flüchtling von Somalien nach Deutschland. Sie engagiert sich in vielen humanitären Projekten zur Flüchtlingshilfe und leistet auch Übersetzungshilfe. Sie erzählte, ganz im Stil des Kongresses etwas chaotisch, von Teilen ihrer eigenen Geschichte und ihrer Arbeit und zeigt, wie wichtig es ist, sich auf neue Territorien zu wagen. Der Schlüssel dazu hat jeder: “Everyone has the key in their mind. Find a way to open the gates”, ermutigt Fatuma Musa Afrah.
Der Community-Event mit seinen über 1000 ehrenamtlichen Helfern (Auf dem 32C3 auch Engel genannt) ist die Synthese zwischen Chaos und Neugier. Eine kultivierte Melange dessen, was entstehen kann, wenn man dem freien Geist auch den nötigen Freiraum gibt. Dennoch gibt es ein paar “Gebote”.
Die Kongressteilnehmer wurden angehalten der 6-2-1-Regel zu folgen. Sechs Stunden Schlaf, zwei warme Mahlzeiten und ein Gang zur Dusche. “Repeat Daily” wurde von Neumann noch ironisch angefügt.
Ihr könnt die Vorträge von heute und den folgenden drei Tagen im Stream auf https://media.ccc.de/ verfolgen.
Der “Energytower”, der die umliegenden Assemblies mit Strom und Licht versorgt. Ein Endpunkt der “Seidenstraße” ist ebenfalls hier angelegt. Foto: Stefan Fries