Der Kinofilm Star Trek Beyond wird Wege beschreiten, die noch nie ein Franchise dieser Größe zuvor beschritten hat. Der Film will neue Maßstäbe der Gleichberechtigung setzen. Steuermann Hikaru Sulu der Kelvin Zeitlinie (seit J.J. Abrams) soll im nächsten Kinofilm als offen homosexuell lebender liebevoller Familienvater mit einem Partner gleichen Geschlechts dargestellt werden.
Was in unserer Welt für manche noch seltsam wirken muss, ist in der Welt von Star Trek überhaupt kein Problem. Die Menschen im Universum von Gene Roddenberry sind weit fortgeschritten. Ungleiche Verhältnisse und Diskriminierung sind Fremdwörter. Unfaire Bezahlung gibt es nicht, weil Geld keinen Wert mehr hat. Die Menschen arbeiten für die Wissenschaft, für neue Entdeckungen und zur Selbstverwirklichung. Es entstehen keine Nachteile durch andere Ansichten, Herkunft oder Hautfarbe. Religion war maximal Privatangelegenheit und die sexuelle Orientierung, ja was war mit der eigentlich? Sie stellte auf jedenfall kein Problem dar. Selbst die Kleidung war unisex und Männer trugen auch Röcke und Kleider, wie Captain Picard in seiner Gala Uniform
Das ein wichtiger Charakter in einem Blockbuster jetzt diesen Hintergrund bekommt ist vielleicht auch ein Tribut an die Bestrebungen des ehemaligen Hikaru Sulu Darstellers George Takei, der sich seit 2005 als bekennender homosexueller für die Rechte der Queer und LGBT Menschen einsetzt. Wäre er zu seiner Zeit am Set offen zu seiner sexuellen Orientierung gestanden, hätte dies Takei zufolge zu Problemen geführt:
“If I wanted to work as an actor I had to keep it a secret,”
sagte Takei in einem Interview vergangenes Jahr bei News Corp.
Wie Star Trek dem Zeitgeist um Lichtjahre voraus war
Selbst die erste Serie, Star Trek The Original Series oder kurz TOS genannt, machte schon evolutionäre “Warpsprünge” im damaligen Fernsehen der 60er. Während Diskriminierung von Homosexuellen oder andersfarbigen Menschen noch im Amerika der 60er alltäglich war, lief der erste Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau im amerikanischen Fernsehen in Star Trek über die Röhre. Die Crew der Schauspieler standen ebenso hinter Roddenberrys Philosophie. Natürlich gab es bei den Dreharbeiten seitens des Marketings Einwände, dass eine solche Szene für Beschwerden im Amerikanischen Fernsehen sorgen würde. Man fürchtete gar einen finanziellen Ruin. Der Kuss sollte zwischen Captain Kirk und Ltd. Uhura in der Folge “Platons Stiefkinder” stattfinden. Es wurde vorgeschlagen, den Kuss doch gegen eine Umarmung zu tauschen. Die Crew weigerte sich zuerst.
Ein Kompromiss kam schließlich ins Gespräch, dass man doch beide Szenen aufnehme, und dann die “bessere” in die Folge einbauen könne. Zu damaligen Zeiten konnte beim Dreh nicht jeder das Material in Echtzeit mitverfolgen. So sah nur der Kameramann, was William Shatner wirklich machte, als er Nichelle Nichols (Ltd. Uhura) umarmte. Er sabotierte die Aufnahme und machte Grimassen in die Kamera, so dass die Szene mit der Umarmung unbrauchbar wurde, und die Kussszene genommen werden musste.
In der Philosophie mit Roddenberry eins
Roddenberry selbst hätte zu TOS Zeiten gerne bereits für mehr Diversität in der Crew gesorgt, und auch homosexuelle Menschen an Bord der Enterprise gehabt. Leider sprach die damalige Zeit gegen ihn, und als Fernsehprodukt, musste es auch für einen Massenmarkt tauglich sein. George Takei erklärt diesen Umstand in einem Interview mit dem Hollywood Reporter:
“He was a strong supporter of LGBT equality, In fact, he pitched the idea of a gay character to Roddenberry back in 1968. But he said he has been pushing the envelope and walking a very tight rope — and if he pushed too hard, the show would not be on the air.”
Star Trek Beyond will sich hier, trotz des Reboots mit einer alternativen Zeitlinie, der Tradition der Star Trek Philosophie treu bleiben. Die Idee, dass Sulu homosexuell sein sollte, kam von “Scotty” Schauspieler Simon Pegg. Er und Direktor Justin Lin nahmen an, dass George Takei von der Idee begeistert sein müsste. Takei sagte dazu, dass er sich freut, dass es einen homosexuellen Charakter gibt. Er hätte sich aber gewünscht, dass die Rolle des Sulu in seiner alten Form bleibt.
“I’m delighted that there’s a gay character” […] “Unfortunately, it’s a twisting of Gene’s creation, to which he put in so much thought. I think it’s really unfortunate.”
Warum George Takei sich mit der Idee nicht anfreunden kann
Takei geht davon aus, dass Roddenberry seine Charaktere mit viel Anstrengung geplant habe und eine Umgestaltung der Rolle nicht in seinem Sinne gewesen wäre. Der Name Sulu basiert zum Beispiel auf den gleichnamigen Sulusee, einem Meer in den Philippinen, um die asiatischen Wurzeln von Sulu zu unterstreichen. Roddenberry hatte Sulu auch immer als heterosexuell gesehen. Es geht hier also nicht um Vorurteile, sondern nur um Respekt gegenüber der Gestaltung eines Künstlers. In einem Gespräch mit Cho sagte Takei: Er hätte es gerne gesehen, dass ein völlig neuer Charakter mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung eingeführt wird.
“Be imaginative and create a character who has a history of being gay, rather than Sulu, who had been straight all this time, suddenly being revealed as being closeted.'” […] “This movie is going to be coming out on the 50th anniversary of Star Trek, the 50th anniversary of paying tribute to Gene Roddenberry, the man whose vision it was carried us through half a century. Honor him and create a new character.”
Der Schauspieler John Cho, der Hikaru Sulu in der Kelvin Timeline spielt, sagt zur Entwicklung seines Charakters allerdings selbst:
“I liked the approach, which was not to make a big thing out of it, which is where I hope we are going as a species, to not politicize one’s personal orientations,”
Auch wenn sich die Schauspieler uneins sind in der Ausgestaltung eines der lange bestehenden Hauptcharaktere. In Anbetracht des 50 Jährigen Bestehens von Star Trek, “Es lebe lang und erfolgreich”, seiner positiv humanistischen Sicht in die Zukunft und leider auch der jüngst traurige Umstand des Todes von Schauspieler Anton Yelchin, der in der Kelvin Zeitlinie die Rolle von Checkov einnahm, ist die Idee an sich zumindest eine wunderbare Geste der Verständigung.