Nach über vier Jahren hat Freedom Planet den Weg auf die Nintendo Switch gefunden. Der Port kommt von PC, PS4 sowie Wii U und dient ein Stück weit zur Überbrückung bis Teil zwei erscheint. Macht die Switch Version etwas her?
Vorab: dieses Spiel passt einfach zur Switch. Die pixelige Optik eines klassischen Sonicklons, der flippige Soundtrack und die Dialoge schreien geradezu nach Handheld. Im Test wurde das Game zwar am Monitor gespielt, doch auf dem kleinen Bildschirm macht es fast noch mehr Spaß.
Freedom Planet hört sich gut an
Die Dialoge sind auf englisch vollständig synchronisiert und zusätzlich in deutschen Textboxen dargestellt. Die Soundqualität ist dabei sehr hoch und die Synchronsprecher überzeugen auch schauspielerisch. Grafisch ist Freedom Planet kein Meilenstein, will es aber auch nicht sein. Ein 2D-Plattformer in klassischer Sega Genesis Optik muss einfach so aussehen. Die Musikstücke im Hintergrund erfüllen die dazugehörigen Kriterien. Dauerschleifentauglichkeit ohne zu nerven – speziell die Bosskampfmusik geht richtig gut ins Ohr.
Zur Story – trotz des lange zurückliegenden, ursprünglichen Releases – nur soviel: Ihr werdet unverhofft Zeuge eines Diebstahls einer wichtigen Reliquie: dem Kingstone. Diesen gilt es zurückzuholen. Auf dem Weg warten viele Bosskämpfe, zum Teil sehr lange Level mit kleineren Rätseln sowie viele Dialoge. Die Geschichte ist einfach, weil an und für sich nichts Neues – wird aber sehr gut erzählt und bietet auf Seiten der Cutscenes reichlich Content.
Ich bin ein Drache
Gespielt werden kann zu Beginn der Geschichte mit Lilac, einem Drachenmädchen oder Carol, einer Wildkatze auf einem Motorrad. Im Test war Lilac die Wahl. Sie kann mittels einer Doppelsprungmechanik per Pirouette Schaden machen und über einfachen Tastendruck angreifen. Ihr Spezial Move ist ein energiegeladener Dash, der zum Überwinden von Hindernissen, aber auch in Kämpfen sehr nützlich sein kann. Während der Ausführung ist Lilac nämlich unverwundbar. Später kommt Milla, die junge Hündin, noch als spielbarer Charakter hinzu.
Der Schwierigkeitsgrad ist frei wählbar, doch auf Normal hat man im späteren Verlauf cordentlich zu knabbern. Sind die Level am Anfang noch recht lang und laden zum Erkunden ein, wächst mit fortlaufender Spielzeit der Stress. So werden die normalen Gegner in den Leveln immer robuster, sowohl defensiv als auch offensiv – und in den Bosskämpfen reicht es irgendwann nicht mehr, nur das Schema des Gegners verstanden zu haben. Auch motorisch ist Freedom Planet eine Herausforderung mit einer steilen Lernkurve.
Trotzdem, oder eben genau deshalb macht das Spiel wirklich Spaß und facht Ehrgeiz an. Weiterkommen, den nächsten Kampf schaffen, wissen wollen wie es weitergeht – das muss ein Jump’n’Run im Spieler auslösen.
Mehr als ein Klon
Technisch nehmen sich die älteren Versionen und der frische Port auf der Nintendo Switch eigentlich nichts. Ein großer Pluspunkt ist die mobile Spielbarkeit, nach der das Game so sehr lechzt. Unter dem Strich ist Freedom Planet ein mehr als solider Sonic Klon und eigentlich noch viel mehr. Die Mechaniken im Spiel sind einfallsreich, die Moves der Charaktere sind trotz des Vorbilds frisch und neu.
Fazit
Freedom Planet von Galaxy Trail Games darf nicht als simpler Abklatsch des blauen Igels und seiner Spiele gesehen werden. Dafür ist es zu facettenreich und liebevoll gestaltet. Während Sonic Games sich untereinander zu oft zu ähnlich sind und entweder immer wieder generisch ähnliche Stages enthalten oder nicht einmal eine Geschichte erzählen, macht Freedom Planet eigentlich alles besser. Zu den Charakteren kann eine gute Bindung aufgebaut werden, die Geschichte macht in ihrem Universum Sinn und die Steuerung ist vollkommen unverkrampft. Hinzu kommt die mobile Spielbarkeit auf der Switch, die für das Game ein echtes Kaufargument darstellt.
Übrigens, der zweite Teil kommt bereits in der ersten Jahreshälfte 2019 und soll laut Entwickler weniger Nostalgie, dafür mehr eigene Identität bieten.
Review: 9/10
Release: 30. August 2018 / Nintendo Switch