Wenn Transformer durch Hallen stampfen, Borg sich dem Steampunk zuwenden und BB-8 durch die Gänge rollt, dann ist Comic Con! Die Comic Con Germany befindet sich irgendwo zwischen Kunstmesse, Fantreffen und Einkaufsparadies der besonderen Art und hieß am Wochenende von 25. bis 26. Juni über 50.000 Besucher zum ersten Mal in ihren Hallen willkommen.
First things first
Selten habe ich so einen sauberen Einlass erlebt, wie hier. Die Scans der Tickets verliefen sauber und schnell und kaum war man auf dem Gelände, gelangte man bereits in das Foyer, in dem die öffentlichen Q&As der Stargäste gezeigt wurden. Unter anderem erzählte hier Adrian Paul (“Highlander”) Anekdoten aus seiner Filmkarriere und brachte zwei Freiwilligen auf der Bühne Schwertkampf bei. Beide Frauen durften die Trainingsschwerter danach auch mit nach Hause nehmen. Anschließend besang Robert Picardo (“Star Trek Voyager”) die großen Preisunterschiede der Autogrammstunden zwischen den Prominenten mit einer kleinen Ode:
“Kollege Fillion,
kostet ne Million,
Nathan ist chilliger,
doch ich bin billiger”
Look at all the stuff I can’t buy
Die Haupthalle gehörte Künstlern und Händlern. Wer bis jetzt noch gezweifelt hat, dass er auf einer Comic Con ist, wurde von der 501. Legion, Alien vs. Predator und Warhammer 40K und von zwei stampfenden Transformer von AJ Design und ihrer Squad begrüsst. Die Händlerauswahl ließ kaum Wünsche übrig: Comics, Steampunk, Gaming, selbst einen 3D-Druck von sich selbst konnte man erwerben. Wer sein Einkommen in Merchandise umsetzten wollte, war hier richtig und ziemlich schnell pleite. Zwischendrin fand sich auch ein Laden mit amerikanischen Import-“Lebensmitteln”, der die gesamte Convention mit Nahrung Zucker versorgt hat.
Die Künstler waren allerdings wohl mein Favorit. Ob digital oder Pinselschwingend. Die vielen verschiedenen Stile waren faszinierend. Ich habe selten so eine Vielfalt gesehen. Auch Künstler ohne Verlag versuchen sich hier ein Publikum aufzubauen. So auch John Thienel mit seinem Projekt “Deleted Scenes”. Mit einem wunderbarer Zeichenstil und wundervollen Ideen zum Thema Popkultur konstruiert er Mashups/Crossover zwischen Fandoms und geht der “was wäre wenn” Frage nach.
Einer meiner Lieblinge bleibt wohl Quirkilicious aus Kanada. Bunt und wunderschön zeichnet er die Charaktere aus Overwatch, Mass Effect, Dragon Age, League of Legends und vielen weiteren. Solltet ihr ihn noch nicht kennen, die Galerie ist es definitiv wert sich umzusehen, weshalb ich mir gleich ein paar Bioware Prints von ihm geholt habe, die er gleich freudig auch signiert hat. Hoffentlich nächstes mal wieder!
Was wäre eine anständige Convention schon ohne Cosplayer? Auf der Comic Con Germany fanden sich deshalb tausende davon ein. Die Tardis aus Doctor Who mal Wahlweise als Kleid oder als Hut und immer dazu passende Doktoren als Partner. Unzählige Star Trek Uniformen jeder Generation, Superhelden von Marvel und DC, oder wuchtige Rüstungen. Die Gänge waren bunt. Kaum verwunderlich auch die Schlange für die amerikanische Cosplayerin Jessica Nigri. Die Leute standen durch die halbe Cosplay Village Schlange für ein Foto mit ihr. Für wen das Getummel in der Halle zu viel war, der konnte in den Außenbereich und ein wenig in der Wiese entspannen. Als Cosplayer im Mantel war das geradezu Leben rettend.
Last but not least
Das Imperium der Steine und ihre Kollegen verdienen wohl noch eine besondere Erwähnung. Mit einer unglaublichen Detailliebe erschaffen sie neue und alte Welten mit Legosteinen. Ob Lord of the Rings, The Hobbit oder The Walking Dead, selbst der Eiserne Thron fand seinen Weg zu den Legobaumeistern. Bilder sagen hier mehr als ich je könnte, deshalb eine kleine Galerie mit einigen Ausschnitten aus ihren Werken:
Fazit
Alles in allem bin ich mehr als positiv überrascht von der Comic Con Germany. Da dieser Event als Neueinsteiger unter den Conventions in Deutschland zählt, wusste ich nicht genau was ich zu erwarten hatte. Obwohl ich alles andere als ein Neuling unter den Conventiongängern bin. Die Organisation war gut, teilweise besser als bei weitaus älteren und etablierten Veranstaltungen. Die Händler und Künstler waren vielfältig gewählt, die Stargäste kamen aus den unterschiedlichsten Fandoms.
Es bewegt sich einiges in der Cosplay-Szene in Deutschland. Betrachtet man die Convention Kalender verschiedener Seiten wie Animexx.de, SF-Fantasy.de oder cosvalley.de, so gibt es für Manga- und Anime nahezu jedes Wochenende einen Event. Die Größen variieren von wenigen Hundert bis mehrere Zehntausend Gäste. Dass die Comic Con Germany aus dem Stand heraus 50.000 Gäste beheimatet, zeigt nur, dass ein Bedarf an alternativen Conventions da ist, der mit Stuttgart jetzt etwas besser gedeckt wird.
Für die Comiccon selbst würden wir uns wünschen, dass die Betreiber vielleicht ein paar mehr Hallen für mehr Gäste und erweitertes Programm anmieten. Der nächste Termin steht bereits fest. Die zweite Comic Con Germany startet am 1. Juli 2017 wieder in Stuttgart für zwei Tage. Ich bin definitiv wieder dabei.